Nicht nur die Häftlinge sorgen für Aufruhr im Brennpunkt-Gefängnis

Nicht nur die Häftlinge sorgen für Aufruhr im Brennpunkt-Gefängnis
Personalvertretung hat Anstaltsleiter wegen Verdachtes auf Amtsmissbrauch angezeigt.

Die Justizanstalt Stein an der Donau beherbergt 800 Häftlinge, darunter die gefährlichsten Verbrecher des Landes. Diese Schar an geballter krimineller Energie im Zaum zu halten ist nicht das einzige Problem, dass die Justiz derzeit in Stein hat. Nach Affairen wie einem vernachlässigten Insassen oder der Liebschaft zwischen einer Anstalts-Psychologin und einem Gefangenen gibt es die nächsten Schlagzeilen. Die seit Langem angespannte Situation zwischen der Personalvertretung und dem Chef des Gefangenenhauses, Generalmajor Bruno Sladek, hat ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Sladek wurde vom obersten Personalvertreter und dem Vorsitzenden des Dienststellenausschusses, Roman Söllner (FPÖ-nahe Gewerkschaft AUF) bei der Staatsanwaltschaft Krems wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch angezeigt.

Es ist nicht der erste Konflikt zwischen der Personalvertretung und dem Gefängnischef, die mit derart harten Bandagen geführt wird. Sladek wurde in der Vergangenheit immer wieder bezichtigt, mit einem derart schwierigen Gefängnis wie Stein überfordert zu sein. Söllner hat deshalb zuletzt auch im Dienststellenausschuss einen Antrag eingebracht, dass dem Anstaltsleiter eine Hilfskraft zur Verfügung gestellt werden soll.

Die Anzeige, die vor wenigen Tagen bei der Staatsanwaltschaft eingebracht wurde, bezieht sich auf einen spontanen Eingriff Sladeks in den seit Juli festgelegten Dienstplan. Söllner sollen im letzten Moment Wochenenddienste gestrichen worden sein. Da kurzfristig Ersatz gefunden werden musste, sollen Mehrdienstleistungen angefallen sein. "Wir reden zwar nicht von einer Unsumme an öffentlichen Geldern, aber es gab keine Notwendigkeit für die Dienstplan-Änderungen", erklärt Söllner.

Sladek war für keine Stellungnahme zu erreichen, da er sich zur Zeit auf Urlaub befindet. Der Sprecher der Justizanstalt Stein, Major Günter Ropp, räumt ein, dass das Verhältnis zwischen der Personalvertretung und dem Anstaltsleiter zerrüttet ist. "Von der Anzeige höre ich das erste Mal. Wenn es bei der Staatsanwaltschaft anhängig ist, dann werden wir es aber sicher nicht kommentieren."

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