Neuwahl nach Koza-Rücktritt in Vösendorf: Sieben Listen treten an

Im Gemeindeamt von Vösendorf werden am Sonntag die Karten neu gemischt.
Höchst turbulent verliefen die letzten Jahre in der Gemeindepolitik von Vösendorf (Bezirk Mödling). Im Jahr 2020 hatte Hannes Koza als Spitzenkandidat der ÖVP die jahrzehntelange Vorherrschaft der SPÖ beendet und den Bürgermeistersessel erobert. In einer Koalition mit den Grünen regierte Koza, bis ihm mehrere Skandale zum Verhängnis wurden.
Rechnung manipuliert
Zunächst wurde bekannt, dass der Bürgermeister eine private Rechtsanwaltsrechnung manipuliert und die Kosten der Gemeinde verrechnet hatte. Koza bezahlte die Summe nachträglich, ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegen ihn endete mit einer Diversion. Statt zurückzutreten, wie politische Gegner mehrfach forderten, trat er jedoch die Flucht nach vorne an: alle Mandatare seiner ÖVP-Liste legten ihre Gemeinderatsmandate zurück, es kam zu Neuwahlen im Mai 2024.
Diese brachten Kozas ÖVP nicht nur Zugewinne, sondern gar die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Doch die Freude währte nicht lang. Denn im Dezember 2024 verbreiteten der Bürgermeister und seine Ehefrau über soziale Medien die Behauptung, Koza sei am Heimweg vom Gemeindeamt von einem vermummten Unbekannten attackiert und verletzt worden. Auch Bilder mit Gesichtsverletzungen wurden veröffentlicht.
Rücktritt und Verurteilung
Doch bald kamen Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen auf. Die Staatsanwaltschaft wurde erneut aktiv. Letztlich gab der Bürgermeister zu, den Angriff nur erfunden und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben. Er habe im Schlosspark seinen Kopf auf den Boden geschlagen.
Im Februar 2025 trat Koza als Bürgermeister zurück, Vizebürgermeisterin Birgit Petross (ÖVP) übernahm. Am Landesgericht Wiener Neustadt wurde er im März wegen falscher Beweisaussage und Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung zu einer bedingten Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt.
Wieder Neuwahlen
Während sich Bürgermeisterin Petross um eine Fortführung der Amtsgeschäfte bemühte, erzwangen die Oppositionsparteien erneut Neuwahlen, indem man geschlossen die Gemeinderatsmandate zurücklegte. Dieser außertourliche Urnengang findet nun am kommenden Sonntag in Vösendorf statt. Die ÖVP verteidigt ihre knappe absolute Mehrheit, seitens der Sozialdemokraten hofft Spitzenkandidatin Gabi Scharrer auf einen Erfolg in der einstigen SPÖ-Hochburg.
- Insgesamt rittern diesmal sieben Listen um die insgesamt 33 Sitze im Gemeinderat. Neben den bisher bereits im Ortsparlament vertretenen ÖVP, SPÖ, V2000, FPÖ und Grünen gehen auch die Neos und die Liste "Wir Vösendorfer" an den Start.
- Bei der außertourlichen Wahl 2024 hatte die ÖVP 48,88 Prozent und 17 von 33 Mandaten erreicht. Auf Platz zwei kam die SPÖ mit 30,19 Prozent und zehn Mandaten. Die Bürgerliste V2000 hält bei drei Sitzen, die FPÖ bei zwei, die Grünen haben einen Sitz inne.
- 6.208 der rund 7.500 Einwohner der Marktgemeinde vor den Toren Wiens sind am Sonntag zur Stimmabgabe aufgerufen. Spätester Wahlschluss ist um 16 Uhr.
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