Neue Strategien gegen Wildunfälle

Die wärmenden Strahlen der Sonne genießen zwei Feldhasen am Sonntag (17.02.2008) auf einer Wiese bei Bad Homburg im Taunus. Der Bestand der im Vergleich zu Kaninchen deutlich größeren Hasen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurück gegangen. Zur momentanen Paarungszeit finden sich die Langohren jedoch in größeren Gruppen zusammen. Foto: Boris Roessler dpa/lhe +++(c) dpa - Bildfunk+++
Drei Jahre lang wurde in 53 Jagdrevieren in NÖ Ursachenforschung betrieben.

Immer öfter kommt es auf Österreichs Straßen zu Unfällen mit Wildtieren. Während Kollisionen mit Feldhasen oder Fasanen meist relativ glimpflich verlaufen, können Zusammenstöße mit einem Rothirsch, der mehr als 300 Kilo Gewicht zusammenbringen kann, auch für die Autofahrer fatal enden.

Wie lassen sich diese Wildunfälle vermeiden? Wie sollen sich die Autofahrer verhalten? Was können die Jäger tun? Und was kann der Straßenerhalter beitragen? Diesen Fragen widmete sich ein Projekt, das bereits 2009 gestartet wurde. Beteiligt waren der NÖ Landesjagdverband, das Verkehrsministerium, der nö. Straßendienst und das Kuratorium für Verkehrssicherheit .

Nach drei Jahren gibt es in den diversen Testrevieren jetzt durchaus erfreuliche Ergebnisse: Die Rehwild-Unfälle konnten zum Beispiel um durchschnittlich 22,7 Prozent gesenkt werden.

Ursachenforschung

„Wir haben Ursachenforschung betrieben und bestimmte Strategien entwickelt“, berichtet Paul Weiß, der Vorsitzende des sogenannten Niederwild-Ausschusses (Hase, Fasan, Rebhuhn etc., Anm) beim NÖ Landesjagdverband.

Dazu wurden in 53 höchst unterschiedlichen Jagdrevieren auf einer Gesamtlänge von 130 Kilometer mehr als 6500 optische und 1100 akustische Wildwarnreflektoren unterschiedlichster Bauart montiert. Zusätzlich wurden Duftstoffe sowie weitere ökologische, straßenbauliche und jagdwirtschaftliche Begleitmaßnahmen getestet.

„Wir können kein Allheilmittel anbieten, aber Investitionen, die sich sicher lohnen.“ Paul Weiß

Als Vergleichsflächen wurden 300 nicht ausgerüstete Straßenkilometer innerhalb der Testreviere herangezogen.

Auf Teststrecken mit optischen und akustischen Wildwarngeräten konnten je nach Ausstattungsversion die Reh-Unfälle sogar um bis zu 70 Prozent gesenkt werden.

Was die Ursachen betrifft, kam es zu überraschenden Ergebnissen: So gibt es die meisten Unfälle mit Rehen nicht während der Brunftzeit im Mai und August, sondern im Oktober und November. Das hängt damit zusammen, dass die Tiere in dieser Zeit weitere Distanzen zurücklegen müssen, um an Nahrung zu gelangen. Dazu müssen sie auch häufiger Verkehrswege überqueren.

Lösungen

Hier gibt es konkrete Lösungsansätze für die Jäger: Sie sollten Äsungsflächen möglichst so anlegen, dass die Wildtiere keine Straßen überqueren müssen, um dorthin zu gelangen.

Laut Weiß habe man die grundlegenden Ziele des Projekts erreicht. In den meisten Testrevieren konnten die Wildunfallzahlen mittels Technik sowie jagdwirtschaftlichen, ökologischen und straßenbaulichen Maßnahmen nachhaltig gesenkt werden: „Mit diesen Grundlagen können wird die Verkehrssicherheit für Mensch und Tier erhöhen.“

Laut Experten verursachen Wildunfälle in Österreich jährlich volkswirtschaftliche Kosten von mehr als 160 Millionen Euro (siehe unten). Weiß: „In der Wildunfallprävention gibt es kein Allheilmittel. Aber wir sind jetzt in der Lage, alle, die dies wünschen, zu beraten.“

Die Wildverluste durch den Straßenverkehr sind beträchtlich. Laut Statistik Austria fielen im Jagdjahr 2011/2012 (die nächste Statistik erscheint kommenden Sommer, Anm.) österreichweit 35.865 Rehe, 24.728 Hasen und 9122 Fasane Unfällen zum Opfer.

Ebenso erwischte es 445 Rothirsche, 22 Gämsen, 26 Muffel, zwei Sikahirsche, 28 Damhirsche, zwei Steinböcke, 506 Wildschweine, 124 Wildkaninchen, ein Murmeltier, 1414 Dachse, 3008 Füchse, 1838 Marder, 366 Wiesel, 448 Iltisse, 301 Rebhühner, neun Schnepfen, einen Auerhahn, einen Birkhahn und zwei Haselhühner.

Weiter dezimiert werden die Wildbestände durch ungüsntige Witterungsverhältnisse sowie durch diverse Krankheiten.

Dem gegenüber stehen die Abschusszahlen. Erlegt wurden im Vergleichszeitraum 270.000 Rehe, 48.900 Rothirsche, 26.400 Wildschweine, 21.400 Gämsen, 121.000 Hasen, 66.200 Füchse, 21.500 Marder, 13.900 Wiesel, 111.000 Fasane, 2400 Wildgänse, 3200 Schnepfen, 74.000 Wildenten, 16.700 Wildtauben, 7100 Rebhühner, und 1100 Blässhühner.

Der Volkswirtschaftliche Schaden durch die Wildverluste im Straßenverkehr ist beträchtlich. Wildbret von Tieren, die im Straßenverkehr getötet wurden, darf nicht verkauft werden.

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