Neue Chance für "Kriecherl"
Was die Dirndlfrucht für das Pielachtal oder die Marille für die Wachau, das soll - in Zukunft - das Kriecherl für das Waldviertel werden. So sieht das Ziel eines Vereines aus, der sich der Erhaltung und Nutzung des uralten Wildobstes widmet. Erste Schritte sollen Bestimmungshilfe und Vermehrung von Pflanzen sein, um die schrumpfenden Bestände zu retten. Dazu sucht der Verein Spezialisten und Helfer.
"Die meisten Gegenden Niederösterreichs sind schon 'kriecherlfrei', nur in wenigen gibt es sie noch in größerer Dichte. Eines dieser Erhaltungszentren bodenständiger Kleinpflaumen, wie man die Kriecherl auch nennen könnte, ist das zentrale Waldviertel", erklärt Christian Bisich, Obmann des Vereins "Waldviertler Kriecherl". Dessen Initiative setzt sich aus mehreren Schritten zusammen. "Wir werden heuer Menschen bitten, uns einige Früchte von verschiedensten Standorten zu bringen und wollen neue Pflanzen züchten. Die werden wir um wenige Euro wieder abgeben, damit die Bäume wieder mehr werden", sagt Bisich.
Bestimmung
Sein Verein will aber auch bei der Bestimmung der Früchte helfen, die man mit Kirschpflaumen verwechseln kann.
In einem dritten Schritt soll die Marke "Waldviertler Hochlandkriecherl" geschaffen und dann in einer Genussregion vermarktet werden. Letzteres ist allerdings derzeit noch Zukunftsmusik.
"Das Kriecherl besticht durch seinen ausgezeichneten Geschmack, der eine wunderbare Grundlage für Marmelade und Brände darstellt. Allerdings hat man wenig Zeit für die Verarbeitung, weil man die Frucht praktisch nicht lagern kann", meint Bisich. Den innerhalb von längstens zwei Tagen verderben die Früchte, wenn sie nicht verarbeitet sind.
Deshalb will der Verein die Verarbeitung und Vermarktung unterstützen. Er kauft auch Früchte an. Wer mitarbeiten oder den Verein als Mitglied unterstützen will, ist dazu herzlich eingeladen.
Frucht: Klein aber wohlschmeckend
Die Kriecherl sind noch wenig erforscht. Das wohlschmeckende Obst soll vor rund 6000 Jahren im südmährisch-weinviertler Raum entstanden sein. Kerne sind in steinzeitlichen Ausgrabungen gefunden worden. Die Farben der Früchte reichen von weiß bis rot, ihre Sorten dürften sich vermischen und deshalb schwer abgrenzbar sein. Sie vermehren sich über Früchte oder sogenannte "Wurzelbrut", also Austreiben im Boden.
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