Es sind schwere Vorwürfe, mit denen sich vier ehemalige Pfleger aus dem Senecura-Heim in Sitzenberg-Reidling im Bezirk Tulln konfrontieren sehen. Die drei Frauen und der Mann (30 bis 45 Jahre alt) sollen Bewohner vernachlässigt, gequält und auch sexuell missbraucht haben. In den Einvernahmen durch die Kripo soll sich das Quartett bislang allerdings wenig auskunftsfreudig gezeigt haben; ihr Anwalt Stefan Gloß strebt eine Einstellung des Verfahrens an.
Bereits Ende März 2021 wurden die ersten Vorwürfe bekannt, das Unternehmen erstattete nicht nur Anzeige, sondern setzte auch eine interne Untersuchungskommission ein. Die Ergebnisse seien der Staatsanwaltschaft St. Pölten übermittelt worden, berichtet Senecura-Sprecherin Katrin Gastgeb. „Die Ermittlungen werden von uns mit maximaler Transparenz unterstützt“, betont sie.
Doch rund um die schreckliche Causa gibt es eine weitere Facette, die für Aufregung sorgt. Denn auch jene beiden Frauen, die den Fall ins Rollen brachten, sind ihre Jobs los. Das Dienstverhältnis sei laut Gastgeb unmittelbar nach der internen Untersuchung einvernehmlich beendet worden, „eine Anstellung ist für uns bis zur Klärung der Rolle dieser Mitarbeiterinnen nicht vertretbar“, betont die Sprecherin auf Anfrage.
Dieses – von außen betrachtet – ungewöhnliche Vorgehen von Senecura könnte aber auch mit Fotos zusammenhängen, die dem KURIER nun zugeschickt wurden. Darauf soll zumindest eine Hinweisgeberin dabei zu sehen sein, wie sie eine Bewohnerin mit einer Spritze nass spritzt. Dass der Pullover der betagten Dame dadurch völlig durchnässt wurde, wurde ebenfalls per Handykamera dokumentiert, das Foto anschließend in eine Chatgruppe gestellt.
Zu den Aufnahmen, die auch der Staatsanwaltschaft vorliegen, will sich Senecura nicht äußern. „Überhaupt können wir aufgrund der laufenden polizeilichen Ermittlungen keine Details aus der internen Untersuchung bekannt geben“, heißt es.
Ombudsfrau
Die mutmaßlichen Vorkommnisse in dem Pflegeheim in Sitzenberg-Reidling haben jedenfalls Konsequenzen für die gesamte Senecura-Gruppe nach sich gezogen. Mit Regina Sitnik wurde eine eigene Ombudsfrau eingesetzt, eine „Whistleblower-Website“ gibt es nun ebenfalls. Die steht dem Personal für anonyme Hinweise auf Missstände zur Verfügung.
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