Kampwald: Nationalpark-Pläne greifen für Grüne zu kurz
Geplanter „Nationalpark Kampwald“ sorgt für Polit-Streit.
Ein dritter Nationalpark in Niederösterreich – das hat sich die Landes-ÖVP an die Fahnen geheftet. Das Dobratal im Bezirk Zwettl wurde dafür ins Auge gefasst, in einem ersten Schritt soll es zum Naturschutzgebiet erklärt werden.
Doch nun gibt es politischen Gegenwind für das Projekt – allerdings aus unerwarteter Richtung. Denn ausgerechnet die Grünen sehen die Pläne der Regierung kritisch. Der Hintergrund: Das vorgesehene Nationalparkgebiet beinhaltet auch die Wälder der Windhag-Stipendienstiftung, die dem Land gehört. Und diese seien nach „forstwirtschaftlichem Missmanagement“ in einem schlechten Zustand, weshalb die Bundesmittel, die ein „Nationalpark Kampwald“ mit sich bringen würde, dem Land gerade recht kämen. Bauernschlauheit, wie die Grünen befinden.
"Öko-Etikettenschwindel"
„Die Revitalisierung von kaputten Fichtenwäldern darf kein Öko-Etikettenschwindel sein“, fordert Grünen-Klubobfrau Helga Krismer. Auch in der Bevölkerung herrsche Skepsis, wie Landtagsabgeordnete Silvia Moser, die im Waldviertel wohnt, berichtet – vor allem, da sich zwischen Wegscheid und Steineck Wälder erstrecken, die einen hohen Wert für die Natur haben und schützenswert wären.
Chance für Region
„Diese Wälder, das mittlere Kamptal, sollte bei den Plänen für einen neuen Nationalpark berücksichtig werden“, appelliert Moser daher. Und sie fordert mehr Transparenz seitens der ÖVP, um das Projekt nicht zu gefährden. „Denn das Waldviertel benötigt zwei Dinge dringend: Zum einen den Erhalt unserer Naturjuwelen und zum zweiten Projekte mit Wertschöpfung durch Arbeitsplätze“, ortet sie in einem Nationalpark eine große Chance für die Region.
Das sieht man auch bei der ÖVP so – weshalb man mit scharfen Worten auf die Kritik reagiert. „Die Grünen sind auch nicht das, was sie mal waren. Jetzt demonstrieren sie schon gegen einen neuen Nationalpark“, heißt es aus dem Büro von LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, der für die Umweltagenden zuständig ist. Grünen-Bundessprecherin Leonore Gewessler selbst habe in ihrer Funktion als Ministerin das Vorhaben im Dobratal gefördert, und zwar mit sieben Millionen Euro aus dem Biodiversitätsfonds.
Dabei sei das geplante Naturschutzgebiet mit seinen rund 260 Hektar laut ÖVP lediglich der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Nationalparks. Gemeinsam mit Experten würden eine Reihe von Potenzialflächen erhoben – auch im Kamptal. Für einen Nationalpark brauche es nämlich viel Fläche, mit entsprechenden Kern- und Entwicklungsgebieten.
Aktuell werden Gespräche mit Grundeigentümern geführt. Der Windhag-Stipendienstiftung gehört der Großteil der rund 4.000 Hektar, die sich durch das Dobratal ziehen. Einen „Etikettenschwindel“ will sich die ÖVP von den Grünen dennoch nicht nachsagen lassen; die Mittel des Bundes sollen zwar für eine Renaturierung der Stiftungswälder verwendet werden, jedoch wird dort künftig keine Forstwirtschaft mehr betrieben.
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