Nahversorger "illegal" beliefert
Das verlorene Verwaltungsstrafverfahren eines Waldviertlers macht auf eine höchst kuriose Situation aufmerksam: Nur wenn Polizei und Parkwächter regelmäßig alle Augen zudrücken, ist es offenbar vielerorts überhaupt möglich, die Nahversorgung aufrecht zu erhalten. Denn gerade in historischen Ortskernen fehlen Ladezonen. So können Zulieferer nur abladen, wenn sie quer über mehrere Pkw-Plätze oder gar auf der Fahrbahn stehen bleiben.
Wie der KURIER bereits im vergangenen März berichtete, kämpfte der Waldviertler Gastwirt Helmut Preiser gegen eine Organstrafverfügung. Er parkte seinen Pickup im Rahmen eines Transports im Zentrum von Zwettl schräg über zwei markierte Stellflächen, damit das Fahrzeug nicht in die Fahrbahn ragt. Seine als Rücksicht auf den fließenden Verkehr gedachte Parkweise hat die Behörde mit einem Strafmandat geahndet. Gegen das auch eine Berufung nichts nützte.
Markierung
Jetzt hat er sogar beim unabhängigen Verwaltungssenat verloren. Das Argument des Senats: Bodenmarkierungen seien einzuhalten. Punktum. Dass es Stellplatz-Markierungen gibt, die selbst für Mittelklassewagen zu eng sind, wird dabei wohl nicht berücksichtigt.
Preiser versteht die Welt nicht mehr und lässt seinem Frust freien Lauf: "Schlussfolgernd geht’s hier nur ums Abkassieren. Nicht sein kann, was nicht sein darf. Gratuliere zu dieser Einstellung." Er werde jedenfalls in Zukunft weit weniger Geld in der Stadt ausgeben und dafür anderswo einkaufen, wenn man nicht einmal mit einem Zwettler Kennzeichen Toleranz erlebe.
Benachteiligt
Preiser ist nicht alleine mit diesem grundsätzlichen Problem: Der Zwettler Vizebürgermeister Herbert Prinz gibt zu, dass er diese Schwierigkeiten jeden Tag beobachten muss: "Eigentlich sind Innenstädte benachteiligt. Denn viele Geschäfte könne man gar nicht beliefern, wenn der Lastwagen nicht auf der Fahrbahn stehen bleibt."
"Gerade wir als Nahversorger sind mit dem Problem immer wieder konfrontiert", sagt auch Gerhard Wagner, der bei der Zwettler Firmengruppe Kastner für die Belieferung der Nah&Frisch-Kaufhäuser zuständig ist und die Lastwagen zu ihnen dirigiert. "Meist gibt es in den Ortszentren keinen Platz für eine Ladezone. Man kann ja keinen Kaufmann überreden, dass er das Nachbarhaus kauft und abreißt, um eine Ladezone zu schaffen", meint er.
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