Nachtschicht für die Ganoven-Jäger

Planquadrat
Einsatz. Sonderstreifen auf der Suche nach Einbrechern, illegalen Einwanderern und Verkehrssündern.

Es ist 2.45 Uhr. Während die braven Bürger schlafen, schieben 20 Polizisten und eine Juristin der Bezirkshauptmannschaft Nachtwache. Mitglieder einer AGM-Streife (Ausgleichsmaßnahmen Schengen) auf der Suche nach Einbrechern und illegalen Einwanderern im Bezirk St. Pölten. „Wir wollen wissen, wer sich da so herum treibt“, heißt es. Der KURIER ist mit dabei.

Plötzlich kommt Einbruchsalarm aus einer Zielpunkt-Filiale in Traismauer. Hektik macht sich breit, alle rasen hin. Eingangstüre beschädigt, Schuh-Abdrücke am Glas. Unweit davon torkelt ein Betrunkener auf der Straße. Sein Schuhprofil passt zu den Spuren, seine Reaktion auf die Umzingelung ist totale Aggression. Der Mann wirft den Beamten die Schuhe entgegen und deckt sie mit unflätigsten Ausdrücken ein. Fazit: Festnahme, Ausnüchterung, Anzeige. „Ich kann mich an nichts mehr erinnern“, verkündet er später in der Arrestzelle.

Es sind ehemalige Grenzpolizisten aus Gmünd und lokale Kräfte, die zwischen Kontrollpunkten an Autobahnschlüssen von Altlengbach bis Traismauer rotieren. „Wir interessieren uns nicht für Verbandspackerl und Pannendreieck, sondern für die Echtheit von Fahrzeugpapieren und den Kofferraum-Inhalt“, erzählen die Beamten. Die Erfahrung lässt bei den Polizisten Alarmglocken klingeln, wenn nächtens teure Geländewagen, SUV oder Kastenwägen daher rollen.

„Es muss nicht immer gleich ein Schwerverbrecher ins Netz gehen. Der Hauptzweck solcher Streifen ist Prävention“, erklärt Oberstleutnant Gerhard Pichler, als Bezirkskommandant der Einsatzleiter. Die Pläne von reisenden Ganovenbanden werden so empfindlich gestört. „Wir erzeugen Druck und verdrängen diese Leute. Es gibt keine Nacht, wo nicht irgendwo in NÖ eine AGM-Streife unterwegs ist. Manchmal sogar zwei.“

Die meisten Autos werden nach kurzem Check durchgewunken. Verständnis für den Zwangsstopp überwiegt. Ausnahmen nach 126 Fahndungsanfragen über Laptop: Zwei Lenker waren zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben, einer ist seit 2002 ohne Führerschein unterwegs (Anzeige und Sitztausch mit dem Beifahrer).

Schauplatzwechsel: Ein Polizeiteam nimmt zwei Flüchtlingsquartiere unter die Lupe. Kontrolliert werden Bewohner und Zustand der Gebäude. „Alles bestens“, heißt es. Weiter geht es zu einer Jugendschutz-Razzia in ein Ober-Grafendorfer Tanzcafe. Eine Beschwerde bestätigt sich: Unter den 41 Gästen ist um 2.20 Uhr verbotenerweise auch eine 13- Jährige mit kräftigem Lall-Faktor.

Die Straßen-Kontrollteams harren bis fünf Uhr früh aus. Ihr größter Wunsch: Wollhauben-Erlaubnis, damit die Ohren nicht abfrieren.

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