Tatsächlich kommt es in Österreich rund 8 bis 10 Mal im Jahr zu einem Filizid, also einer Kindstötung. Das ergab eine Studie die Klier gemeinsam mit anderen Psychologinnen im International Journal of Forensic Mental Health mit Thema Kindstötung veröffentlichte.
Filizid hat verschiedene Hintergründe. Tötet der Vater, sind meist Drogen- oder Alkoholmissbrauch oder eine Persönlichkeitsstörung im Spiel. Wenn Mütter ihre eigenen Kinder töten, dann liegt oftmals eine schwere psychische Erkrankung, bzw. bei Neugeborenen-Tötungen oft Symptome einer postnatalen Depression vor. In diesen Fällen weiß meist auch das Umfeld schon vorher, dass in der Familie etwas nicht stimmt.
"Wir haben in unserer Studie aber auch gesehen, dass es eine Gruppe gibt, bei der der Filizid unvorhersehbar ist", sagt Klier. "Da gibt es weder Anzeichen von Gewalt in der Familie, noch ist das Jugendamt damit betraut", sagt die Psychologin.
In solchen Fällen ist es für das Umfeld naturgemäß schwierig, vorher schon einzuschreiten, um das Schlimmste verhindern zu können.
Besonders bei der Art, wie der Filizid verübt wird, unterscheiden sich männliche und weibliche Täter stark. "Frauen wählen eher weiche Tötungsmethoden. Sie vergiften ihre Opfer zum Beispiel", sagt die Expertin.
Dass die Frau sich selbst das Leben mit einer Schusswaffe nahm, sei eher ungewöhnlich, weil das laut Expertin eher Männer machen würden.
Die 29-Jährige Jägerin, die die Tatwaffe legal besaß, dürften im Umgang mit ihr allerdings geübt gewesen sein.
Ältere Kinder eher Opfer von Männern
Abgesehen davon, ist auch das Alter der Kinder ungewöhnlich. "Unsere Studie zeigt, dass ältere Kinder eher von Vätern getötet werden. Ältere Kinder bekommen außerdem schon eher mit, dass eine Gefahr droht, können sich gegebenenfalls verteidigen, weglaufen oder schon vorher das Umfeld aufmerksam machen", erklärt die Psychologin.
Die Motive, die eigenen Kinder zu töten sind vielfältig. Fast immer steht im Hintergrund aber eine Suizidabsicht des Elternteils. "Es gibt dann die Gedanken, dass die Kinder nicht ohne einen leben sollen und man sie deshalb auch tötet", erklärt Klier.
Auch im aktuellen Fall wird von einem erweiterten Suizid ausgegangen: "Es kommen dann vorher oftmals mehrere Stressoren zusammen die zum Beispiel eine psychotische Episode auslösen oder auch nur verstärken können. Zum Beispiel eine Trennung, die mit dem Verlust der Zuhauses und finanziellen Einbußen einhergeht."
Taten verhindern
Nach solchen Taten stellt sich natürlich immer die Frage, wie man sie hätte verhindern können. "Da gibt es nur Präventionsarbeit im Sinne dessen, dass eine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit oder eine psychische Erkrankung schon frühzeitig therapiert wird", sagt Psychologin Klier.
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