Mutige Zeugen stellten Räuber

Es waren filmreife Szenen, die sich am Mittwochabend in Kottingbrunn im Bezirk Baden, NÖ, abspielten. Zwei maskierte Räuber stürmten kurz nach 18 Uhr in den ADEG-Markt der Familie Haas und bedrohten die 65-jährige Marianne Haas an der Kasse mit vorgehaltenen Pistolen. "Ich habe schon kurz geglaubt, das war's jetzt", schildert die Seniorchefin.

Die Täter zwangen sie, die Kassa zu öffnen. Einer griff in die Lade und nahm die Geldscheine heraus. Danach flüchteten sie. Am Eingang liefen die Kriminellen beinahe Wolfgang Horne, 45, und dessen Schwiegersohn Michael Dillinger, 21, in die Arme. Die beiden blieben gerade mit ihrem Moped vor dem Geschäft stehen, als die Vermummten an ihnen vorbei liefen. Sie hefteten sich mit dem Mofa sofort an ihre Fersen. Mit dabei hatten sie eine große Heckenschere, die sie kurz zuvor in einem anderen Laden gekauft hatten: "An einer Kreuzung haben sich die Räuber getrennt. Wir sind dem nach, der die Beute hatte."

Aufgeteilt

Während Dillinger den Täter zu Fuß durch den Garten eines Wohnhauses verfolgte, schnitt sein Schwiegervater dem Kriminellen mit dem Moped den Weg ab. Hausbesitzerin Marina Mehlstaub war gerade dabei, Schnitzel zu panieren, als sie den Täter an ihrem Küchenfenster vorbei laufen sah. "Ich bin in den Garten und hab ihm nachgerufen, was er hier verloren hat", erklärt die geschockte Frau.

Als der Räuber über den Holzzaun springen wollte, blieb er jedoch hängen und kam zu Sturz. Dabei verstreute er die Beute im Straßengraben. Mehlstaub sprang hinterher und wurde vom Räuber mit der Waffe bedroht. Ein paar Augenblicke später schoss Wolfgang Horne mit seinem Moped um die Ecke. Der 45-Jährige stieß seinen Roller in den Graben und stürzte sich auf den Kriminellen. Kurz darauf war die Polizei zur Stelle, um Ernad M., 22, festzunehmen. Bei der Waffe handelte es sich um eine Gaspistole.

Die Ermittlungen wurden von der Raubgruppe des nö. Landeskriminalamtes übernommen. "Die Courage in diesem Fall wir wirklich toll", erklärt Chefinspektor Josef Deutsch. Nach Ernad M.s Komplizen wurde am Donnerstag fieberhaft gefahndet. Der Mann wird "Berni" genannt, ist etwa 25 Jahre alt und ebenso wie der Gefasste aus der Suchtgiftszene. Das Geld benötigten beide für den Drogenkauf.