Mr. Weltcup: Der Herr der Semmering-Rennen
Was für Westösterreich die Herrenabfahrt auf der legendären Streif in Kitzbühel, ist für den Osten der Damen-Weltcup am Semmering. Wenn am 28. und 29. Dezember Anna Veith und Mikaela Shiffrin ihre Ski am Gipfel des Zauberbergs anschnallen, herrscht bei Franz Steiner Ausnahmezustand. Seit nunmehr 23 Jahren ist das Spektakel untrennbar mit seinem Namen verbunden. Als Präsident des Wintersportverein Semmering (WSV) und Chef des Organisationskomitees ist er seit der Geburtsstunde der Rennen der „Mr. Weltcup“.
Präsident? Hat ein Skiclub nicht normalerweise einen Obmann? Franz Steiner: Das war eine lustige Geschichte. Mein Vorgänger war ein begeisterter Golfer und in den Clubs gab es immer Präsidenten. Er hat damals gemeint, jetzt bekommen wir einen Weltcup und das mit einem Obmann? Das geht gar nicht. Also hat er die Statuten des Vereins geändert. So schnell war ich plötzlich Präsident.
Wie hat man es geschafft, die Rennen überhaupt ins „Flachland“ nach NÖ zu bekommen?
Wir haben irgendwann offiziell beim ÖSV angesucht. Dann ist das aber eingeschlafen. Daraufhin haben der damalige Liftbesitzer Markus Pausackerl und wir vom Wintersportverein einen Folder gestaltet und sind damit zum Rennen nach Kitzbühel gefahren. Dort haben wir uns in die Menge gemischt und Werbung für unsere Kandidatur gemacht.
Und, wurden Sie angehört?
Zuerst wollten sie uns vertreiben. Die haben alle nur komisch geschaut und sich gewundert, was die Semmeringer da machen. Aber dann haben wir sogar ein Gespräch mit Peter Schröcksnadel und FIS-Präsident Gian Franco Kasper zusammengebracht. Plötzlich hat ihnen die Idee gefallen.
Waren Sie so überzeugend?
Zwei Sachen haben gravierend für uns gesprochen. Man wollte unbedingt Skirennen in Großstadtnähe. Das hat perfekt zum Semmering gepasst. Und außerdem wollte die FIS ein Damenrennen zwischen Weihnachten und Neujahr. Somit bekamen wir den Zuschlag. 1995 und 1996 ging es los mit jeweils zwei Slalomläufen noch am Westhang. Dann wurde auf den Zweijahresrhythmus umgestellt und die Panoramapiste gebaut.
20.000 Zuschauer an zwei Renntagen. Ich nehme an, die Organisation ist kein Honiglecken?
In den Anfängen habe ich das neben meinem normalen Job probiert. Acht Stunden in der Arbeit und dann acht Stunden für den Weltcup am Tag. Das geht nicht mehr. Im Veranstaltungsjahr ist das Büro ein halbes Jahr lang besetzt. Dazu kommen 300 Freiwillige, die am Rennwochenende anpacken, sonst wäre das nicht durchführbar.
Der Klimawandel macht Skigebieten zu schaffen. Gab es am Semmering immer genug Schnee?
Von 13 Weltcup Veranstaltungen musste nur eine abgesagt werden. Wir hatten schon einmal am 14. Dezember grüne Wiese, da fangt man ein wenig zum Flippen an. Und selbst da ist noch später der Schnee gekommen. Heuer sieht es sehr gut aus. Es liegt jetzt schon eine kompakte Decke von fast einem halben Meter.
Die Bergbahnen hatten im vergangenen Jahr eine Serie vieler Ausfälle und keine ideale Beschneiung. Ist man da als Veranstalter nervös?
Wir haben uns zusammen gesetzt und mehrere Punkte aufgelistet. Und Kompliment, die Bergbahnen haben gewaltig gearbeitet. Es wurden 33 Schneekanonen angekauft. 28 davon stehen auf der Weltcuppiste und haben vier bis fünf Meter hohe Schneedepots erzeugt.
Das Grandhotel Panhans wird immer noch saniert und bleibt als Flaggschiff am Semmering zum Weltcup geschlossen. Kann man den ganzen Tross überhaupt unterbringen?
Es ist natürlich ewig schade, dass so ein schönes Haus zu ist. Das tut mir persönlich sehr leid. Alleine für die Läuferinnen und ihre Betreuer brauchen wir 350 Betten. Wir kommen aber zum Glück mit den Betrieben in der Region aus.
12-mal Weltcup. Da werden sich eine Menge Erlebnisse eingebrannt haben, oder?
Lustig war ein Erlebnis mit Claudia Riegler, die als Österreicherin für Neuseeland startete. Als sie nach dem ersten Durchgang ganz vorne war, zitterte die Musikgruppe die die Hymne der Siegerin spielten musste. Sie konnten alle Hymnen, nur nicht die neuseeländische. Zum Glück für die Band hat Claudia dann aber nicht gewonnen.
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