Mordverdacht: Winzer will nur Sterbehilfe geleistet haben

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Neue Details im Fall jenes 57-jährigen Steirers, der eine Millionärin aus Niederösterreich getötet haben soll.

Im Krimi um einen bekannten steirischen Winzer, der seit Juli wegen Mordverdachts in der Justizanstalt St. Pölten in U-Haft sitzt, kommen laufend neue Details ans Tageslicht.

Eine millionenschwere Insolvenz nach einer schief gelaufenen Investition in neue Vinifikation- und Abfüllanlagen könnte laut Ermittlern und Staatsanwaltschaft als Motiv für die Tat gelten.

Millionenerbe

Der 57-jährige Steirer steht im dringenden Verdacht, einen als Sterbehilfe getarnten Mord an einer millionenschweren Niederösterreicherin (71) begangenen zu haben.

Die Frau aus dem Bezirk St. Pölten pflegte seit 2018 eine enge Beziehung zu dem Winzer. Nach einem Schlaganfall war die 71-jährige jedoch halbseitig gelähmt und auf 24-Stunden-Pflege angewiesen.

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelt gegen den Mann, weil er im vergangenen März der vermögenden Frau eine Überdosis Pentobarbital-Natrium verabreicht haben soll, um an ihr Geld zu kommen, so der Vorwurf. Sie starb am 7. März 2025.

Tabletten aus der Apotheke

Die Frau hatte zuvor wegen ihres Zustandes eine Sterbeverfügung getroffen. Wie Michael Dohr, der Rechtsanwalt des Tatverdächtigen erklärt, habe sein Mandant nichts anderes gemacht, als die gesetzlich erlaubte Sterbehilfe geleistet. Die Witwe hatte laut Dohr zuvor alle benötigten Dokumente eingeholt und den 57-Jährigen dazu ermächtigt, das tödliche Präparat für sie aus der Apotheke zu holen.

Laut Anwalt liege kein Motiv vor, denn die Frau habe den Winzer schon 2022 in einem Testament als Alleinerben eingesetzt.

GRASSER PROZESS: DOHR

Anwalt Michael Dohr

Belastende Details

Allerdings belasten die Tochter der 71-Jährigen und der Pflegebetreuer der toten Frau den Winzer massiv. Die kranke Witwe habe vor der tödlichen Medikamentendosis am 7. März mehrmals beteuert, nicht sterben zu wollen. Nachdem das Verhältnis zur Tochter jahrelang zerrüttet war, hatte es 2024 eine Versöhnung gegeben.

Wohnrecht

Ein weiteres Indiz: Der verdächtige Winzer soll der Frau die todbringenden Tabletten als vermeintlichen Magenschutz "untergejubelt“ haben, geht aus dem Akt hervor.

Seine prekäre finanzielle Lage hatte sich zuletzt zugespitzt. Rechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden. Der 57-Jährige soll vor dem Tod der Millionärin damit gescheitert sein, das Anwesen der Frau in Niederösterreich um mehrere Millionen Euro zu verkaufen. Denn die Witwe hatte ein lebenslanges Wohnrecht an der Adresse.

Die Tochter der Verstorbenen, die im Testament nicht bedacht wurde, hat sich laut Dohr dem Strafverfahren als Privatbeteiligte angeschlossen. Sie sieht sich als Geschädigte und verlangt im Falle einer Verurteilung des Winzers den Zuspruch des ihr vorerst entgangenen Vermögens.

Schwere Kritik am Gesetz

Der Fall zeige deutlich, dass das derzeit geltende Sterbeverfügungsgesetz in seiner derzeitigen Form nicht "praktikabel“ ist, kritisiert Michael Dohr. Jeder, der als Hilfe leistende Person auftritt und als Erbe in Frage komme, laufe Gefahr, "als Mörder dazustehen, wenn jemand glaubt, übergangen worden zu sein.“

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