Mordrätsel von Pöchlarn nach 13 Jahren gelöst
Der Tatort an der Autobahnabfahrt der A1 in Pöchlarn. Acht Jahre blieb der Tote hier unentdeckt.
Es galt mehr als ein Jahrzehnt als eines der wenigen ungeklärten Mordrätsel in Niederösterreich. 13 Jahre nach einer Bluttat an der Westautobahn bei Pöchlarn im Bezirk Melk gilt der spektakuläre Fall seit Kurzem als geklärt.
Ein 45-jähriger Ungar wurde mit mehreren Messerstichen getötet und seine Leiche in ein Waldstück neben der A1 geworfen. Als dringend Mordverdächtiger sitzt ein 55-jähriger Bekannter des Opfers in Haft.
Leiche acht Jahre unentdeckt
Acht Jahre lang lagen die sterblichen Überreste des Opfers unentdeckt in dem Grünstreifen neben der Autobahnabfahrt Pöchlarn. In seiner Heimat hatte den Gelegenheitsarbeiter niemand als vermisst gemeldet. Der Fall kam erst ins Rollen, als Forstarbeiter am 18. Dezember 2020 in dem Waldstück an der A1 auf Knochenteile stießen.
Sie erwiesen sich als Überreste eines menschlichen Skeletts. Wie bei solchen Leichenfunden üblich, rückten Tatortspezialisten und Mordermittler des NÖ Landeskriminalamtes (LKA) aus, um vor Ort die Spurensicherung durchzuführen.
Da es anfangs kaum Anhaltspunkte zu der skelettierten Leiche gab, entschied man sich beim LKA dazu, das Gebiet rund um den Leichenfundort roden zu lassen. Die Idee erwies sich als goldrichtig.
An der Lederjacke des Opfers fanden sich mehrere Einstichstellen eines Messers.
"Wir sind dabei auf verdächtige Kleidungsstücke gestoßen, die einen entscheidenden Hinweis lieferten“, erklärt ein Ermittler.
Lederjacke mit Einstichstellen
Im Unterholz fanden die Tatortermittler eine dunkle Lederjacke, die dem Toten zugeordnet werden konnte. Die Jacke war übersät mit Einstichstellen. "Wie von einem Messer“, erinnert sich ein Kriminalist.
Spuren an den Rippen
Die Positionen der Einstichstellen an der Lederjacke wurden von einem Gerichtsmediziner mit dem Skelett verglichen. Und siehe da, an Rippen und anderen Knochenteilen fanden sich identische Spuren von Einstichkanälen. Damit stand für die Ermittler fest, dass der Tote einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war.
"Eine DNA-Analyse ergab, dass es sich bei dem Toten um einen 45-jährigen ungarischen Mann handelt, der im Jahr 2012 – damals von einem unbekannten Täter – durch mehrere Messerstiche getötet wurde. Sein Verschwinden war all die Jahre über von niemandem gemeldet worden“, heißt es in einer Stellungnahme des ungarischen Staatssekretariats für Strafverfolgung, Rendészeti Államtitkárság.
Zur Unterstützung des LKA Niederösterreich schlossen sich Mordermittler des nationalen Ermittlungsbüros der ungarischen Polizeibehörden, kurz NNI, dem Fall an. Sie führten die Umfelderhebungen und Einvernahmen in Ungarn. „Die Rekonstruktion der Lebensumstände des Opfers sowie die Befragung seiner Freunde und Bekannten führten zu neuen, wichtigen Erkenntnissen“, heißt es vonseiten NNI.
Der Tatort an der A1 in Pöchlarn. Acht Jahre blieb der Tote hier
unentdeckt.
Bereits verurteilt
Der Verdacht fiel auf Zoltán O., ein heute 55-jähriger Mann, der derzeit wegen Raubes eine Gefängnisstrafe in Ungarn absitzt.
Er war ein Bekannter des Opfers. Wie die Rekonstruktion der Geschehnisse von vor 13 Jahren ergab, war der Mann gemeinsam mit dem späteren Opfer von der Stadt Nagykanizsa südlich des Balaton für Gelegenheitsjobs nach Österreich gereist.
Laut NNI-Ermittlern hatten beide Männer stark getrunken und sich auf der Fahrt gestritten. "Ein Streit, den Zoltán O. schließlich in einem Waldstück neben der Autobahn A1 mit Messerstichen beendete. Um die Leiche kümmerte er sich kaum – er ließ sie einfach dort zurück und kehrte nach Ungarn zurück“, heißt es in der Stellungnahme des Staatssekretariats Rendészeti Államtitkárság.
Mordanklage
Die Ermittlungen, die von der Staatsanwaltschaft St. Pölten an die ungarischen Behörden übertragen wurden, führt die NNI seit Ende März weiter. Der Verdächtige bestreitet bisher die Tat.
Demnächst soll es in dem Fall in Ungarn zum Prozess kommen. Zoltán O. muss sich wegen Mordes verantworten.
"Wir sind froh, dass unsere Arbeit zur Klärung des Falles beitragen konnte“, erklärt der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Stefan Pfandler.
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