Mödling: Geschichten im Miniaturformat

Katschthaler im "Henricoland". Jahr für Jahr hat er die Miniaturwelt erweitert.
Vor knapp zehn Jahren ersann Modellbauer Karl-Heinz Katschthaler sein "Henricoland" im Maßstab 1:89.

25.000 Arbeitsstunden und 30 Jahre stecken in Altburg und Neustadt samt umliegender Berge, Burgen und Gehöfte. Alle im Maßstab 1:89. Karl-Heinz Katschthaler hat sie gebaut. "Ein doppeltes Lebenswerk", nennt es der 63-jährige Elektrotechniker. Sein "Henricoland".

Katschthaler gehört Henrico's Hobbyshop in Mödling. 1989 eröffnete er das Geschäft, 2008 kam die Miniaturwelt und ein kleines Modellbahnmuseum dazu. "Es ist ein Querschnitt der Geschichte des Spielzeugs – vom Blechzug bis zu digitalen Welt", erzählt er. Deswegen gibt es mittlerweile auch einen Drohnenlandeplatz und Windräder im „Henricoland“

Angefangen hat alles mit Ausstellungsstücken für die Auslage. "Ich habe immer wieder welche gemacht. Irgendwann standen dann zehn Anlagen am Dachboden", erzählt Katschthaler. Der Elektrotechniker beschloss, sie für eine Miniaturwelt zu verwenden. Auch der Name war klar. Henrico, der Spitzname, den ihm sein Cousin - ein Italien-Fan - verpasst hatte.

Lebensgeschichten

Mittlerweile umfasst die Anlage 50 Quadratmeter. Modelle und Mechanik hat er selbst gebaut. Katschthaler nennt sich selbst einen "Recycler". Viele Bauteile stammen von alten Geräten, die er er bis zu einer Verwendung aufgehoben hat. Ein Panorama-Restaurant dreht sich etwa auf einem alten Stab eines Stabmixers.

Der Bastler hat viel von seinem Leben verarbeitet. Verwandten und Freunden sind Gebäude und Geschäfte gewidmet. Sein erstes Auto findet sich als Miniatur ebenso, wie sein Haus. Eine zeitlang fuhr er Ralley, also ist auch dieser Wagen verewigt. Sogar sein erstes Modell, eine Raststation, die er mit zwölf Jahren zu Weihnachten bekommen hat, ist noch zu finden. "An den Weihnachtsabend erinnere ich mich heute noch", sagt Katschthaler und lächelt.

Urlaubserinnerungen verarbeitete der Bastler in einer kleinen Lagune. Ein Freibad erschuf er, als er sich keinen Urlaub leisten konnte ("Ich habe mir gedacht, ich baue mir den Urlaub selbst").

Am Bahnhof macht Chris Lohner ihre Durchsage, bevor der Wieselzug abfährt; die von Alt-Vizebürgermeister Pepi Wagner geplante Seilbahn fährt wirklich. Zu den Szenarien hat Katschthaler eigene Geschichten erdacht.

Auch zeitgeschichtliche Ereignisse wie das Unglück von Lassing wurden von Katschthaler verewigt. Und in den Bergen aus Leintüchern und Gips unterhalb eines urigen Bauernhaus versteckt sich Osama Bin Laden in einer Höhle. Je genauer man schaut, desto mehr Details entdeckt man. "Von der Planung bis zum fertigen Produkt stammt alles aus zwei Händen und von einem Kopf", sagt der 63-Jährige.

Per Knopfdruck können Besucher Licht und Soundeffekte ansteuern. "Man kann etwa das Finanzamt anzünden, das macht jedem Spaß."

Verbesserung der Welt

Spielzeug, sagt Katschthaler, habe ihn schon immer fasziniert. Vielleicht liegt es daran, dass er als kleines Kind keines hatte. Stattdessen spielte er mit Karton aus der Installateur-Werkstätte in seinem Elternhaus. Später kaufte er sich von seinem Taschengeld Spielzeugautos statt Süßigkeiten wie seine Freunde. "Spielzeug ist der Einstieg in die Welt. Spielen bedeutet Geschichten erdenken und nachspielen. Wenn man Kinder nicht spielen lässt, ist das ein Verbrechen", sagt er.

Für den 63-Jährigen ist das "Henricoland" auch ein kleiner Beitrag zur Verbesserung der Welt. "Ein Moment des Luftholens, wo man an nichts denkt." Wo die moderne Welt ausgeblendet werde. Nur die Besucher blieben aus, bedauert Katschthaler. Zwar kämen Touristen von den USA bis Australien, doch die Einheimischen fehlten. Es scheint so, meint er, als hätten viele vergessen, dass es Modellbau gibt.

Geöffnet ist das "Henricoland" Freitag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Am 24. Dezember sogar von 10 bis 15 Uhr. Eintritt: 3,50 bis 8,50 Euro.

Info: www.henrico.at

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