Mobilitätswende: Am Highway sind die Radler los
Die Auswirkungen der Klimakrise und immer noch steigende Treibhausgasemissionen durch den Autoverkehr zwingen das Land Niederösterreich zur Mobilitätswende. Dabei soll mit einem Bündel von Maßnahmen neben dem Ausbau des Öffentlichen Verkehrs die aktive Mobilität der Menschen zu Fuß und per Fahrrad massiv forciert werden. Derzeit werden, laut Erhebungen, nur 22 Prozent aller Wege aktiv mit Muskelkraft bewältigt. „Bis 2030 sollen 44 Prozent aller Wege so zurückgelegt werden“, kündigt Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) an.
Das Potenzial für eine klimafreundlichere und auch gesündere Fortbewegung sei jedenfalls enorm, beruft sich Schleritzko auf die Ergebnisse einer vom Land in Auftrag gegebenen Untersuchung. 20 Prozent der mit dem Pkw zurückgelegten Wege sind kürzer als 2,5 Kilometer und 40 Prozent kürzer als fünf Kilometer. Über alle Mobilitätsmöglichkeiten hinweg sind 50 Prozent aller Wege nicht länger als fünf Kilometer. Distanzen, die zu Fuß, per Drahtesel oder E-Bike bestens bewältigbar wären. „Wir sprechen von 900.000 Wegen pro Tag, die man umweltfreundlich zurücklegen könnte“, so Schleritzko.
Die Voraussetzungen für wirkungsvolle Aktivitäten seinen in NÖ gut, weil es hier bereits 419 Klimabündnisgemeinden gibt, unterstrich Petra Schön, die Regionalleiterin des NÖ Klimabündnisses. Dass aktive Mobilität in der Bevölkerung laut Studie grundsätzlich geschätzt wird, spornt die Landesplaner an. Deshalb müsse man durch den Bau sicherer und abgetrennter sowie hochwertiger Infrastruktur für Fußgeher und Radfahrer Anreize schaffen, berief sich Verkehrslandesrat Schleritzko auch auf die Ergebnisse eines am Donnerstag stattgefundenen Expertenforums.
Biker-Highway
Aus dem dort ausgeklügelten Maßnahmenpaket nannte der Landesrat den Bau von 200 Kilometer neuen Radschnellwegen in NÖ als attraktivste und vorrangigsten Schritt. Gemeinsam mit Gemeinden in ausgewählten Radregionen sollen diese vom Straßenverkehr getrennten, hochrangigen und hochwertigen Biker-Highways entstehen. Im Raum Mödling in Richtung Süden entstehe bereits eine Strecke, auch ein Projekt im Waldviertel habe man im Fokus, sagte Schleritzko.
Auf einer anderen Ebene möchte das Land multimodale Verkehrsknoten forcieren, dabei aber mit der Vergabe von Förderungen auch Druck ausüben. Ohne Verkehrskonzept, das ordentliche Zugänge für Radfahrer und Fußgänger vorsieht, werde das Land Sanierungen oder Neubauten von Bahnhöfen oder Haltestellen nicht mehr fördern, kündigte Schleritzko an. Gleichzeitig werden die Stellplätze für „Bike&Ride“ bis 2030 von derzeit 23.000 auf 30.000 ausgebaut. Auch das nö. Bike-Sharing-System „Next Bike“, das auf 65.000 Nutzer pro Jahr kommt, wird aufgestockt. Elektrische Schlösser und GPS-Positionskennung soll es benutzerfreundlicher machen.
Eine wichtige Rolle im Mobilitätskatalog, in den laut Schleritzko ein noch nicht bekannter Millionenbetrag investiert wird, spielt die Förderung des Bewusstseins für umweltfreundliche und ich gesunde Fortbewegung. Eigene Kampagnen, dazu spezielle Programme für Jungfamilien oder Übersiedler sind geplant.
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