Mister Muskel: Der "Arnie" aus Neunkirchen
Beim Lesen von Westernromanen hat Alexander Englitsch seine Bestimmung gefunden: Nicht Cowboy, sondern Bodybuilder. Er war damals ein kleiner Bub: „Auf der letzten Seite war immer eine Anzeige, wo Arnold Schwarzenegger für Trainings- und Proteinprodukte warb. So wie er wollte ich dann auch ausschauen“, erzählt der Neunkirchner. Seit 8. Dezember trägt der 50-Jährige nun den Titel „Weltmeister“. Er gewann bei der Bodybuilder-WM in der spanischen Küstenstadt Tarragona in der Gewichtsklasse bis 80 Kilogramm die Goldmedaille.
Die Hunderten Trainingsstunden hatten sich bezahlt gemacht, Englitsch hat sein Ziel erreicht. „Ich bin schon als Sieger hingefahren – ich habe es vorher visualisiert, bei jedem Training hatte ich dieses Ziel vor Augen.“ Das sei ein wesentlicher Teil für seinen Erfolg. Die anderen sind Training, Ernährung, Regeneration und Kontinuität. „Mein erstes Sportgerät war eine Königsfeder, die mir meine Mutter mit 13 Jahren gekauft hat, dann habe ich zu Hause trainiert mit Liegestütz, Hanteln, bin gelaufen“, blickt er zurück. Mit 18 Jahren ging er das erste Mal ins Fitnessstudio, dort habe er dann sechs Mal pro Woche trainiert. „Alles ging relativ schnell und 1991 habe ich bei meinem ersten Wettbewerb bis 70 Kilo gleich gewonnen“, im selben Jahr wurde der Fitnesstrainer und Masseurmeister auch Staatsmeister.
Lebensphilosophie
„Man muss Bodybuilding wirklich leben“, erzählt Englitsch und das tut er seit mittlerweile 30 Jahren, wobei er 20 Jahre bei Wettkämpfen pausiert hatte, „aber nur dort, nicht beim Training“.
Jeden Tag steht er um 5 Uhr auf und kocht alle Mahlzeiten, die er am Tag zu sich nimmt – sehr viel Reis, Kartoffeln, Haferflocken und mageres Fleisch – alles ist geplant, ohne das würde es beim Leistungsbodybuilding nicht gehen. „Ich sehe diesen Sport auch ein wenig als Kunst an, wie ein Bildhauer, der an einer Statue ein Leben lang arbeitet, um sie zu perfektionieren. Das macht mir Spaß.“ Langweilig werde es nicht, er lebe das als Beruf und Hobby.
Der Industrieviertler trainiert jeden Tag, vor einem Wettkampf meistens zwei Mal, hinzu kommt noch das Posingtraining. „Wichtig ist, dass man dabei konzentriert ist, das Smartphone hat da nichts zu suchen.“ 2014 hat er wieder mit Wettkämpfen begonnen. Die „Pause“ hat er gemacht, weil er sich beruflich etwas aufgebaut hat, außerdem hat er Familie: „Meine Frau und meine beiden Söhne stehen an erster Stelle.“
Zum 50. Geburtstag im Dezember hat sich Englitsch selbst die Teilnahme bei der Weltmeisterschaft geschenkt, er wollte noch einmal etwas Besonderes erreichen. „Vielleicht ist das die Midlife-Crisis“, sagt er schmunzelnd. Ein Alterslimit gibt es beim Bodybuilding nicht, so lange man mithalten könne, würde nichts dagegen sprechen, erklärt der Athlet.
„Ich habe Glück mit meiner Genetik, mein Körper sieht noch relativ jung aus und ich habe es nie übertrieben, immer bewusst einen Schritt nach dem anderen gesetzt, nicht mit extrem schweren Gewichten übertrieben“. Das sei generell bedeutsam bei diesem Leistungssport: Geduld.
„Ich habe mit Langfristigkeit viel erreicht, ohne irgendwelche chemische Mittel“, erzählt er. Das würden ihm aber viele junge Männer nicht glauben, sie würden automatisch annehmen, dass man nur mit Doping Erfolg hat. Langes Training und Optimation seien es aber neben der Genetik. „Da ist es wie beim Fußball oder Tennis, ohne ein gewisses Talent wird man es nie an die Weltspitze schaffen, da kann man noch so gut und hart arbeiten.“
Bodybuilding ist ein Sport, bei dem es um die aktive Körpergestaltung durch Krafttraining unterstützt durch Fitnessgeräte geht. Zentral ist dabei der Wachstum der Muskelmasse. Es wird zwar zu den Kraftsportarten gezählt, primär geht es beim Bodybuilding aber um die Ästhetik des Körpers. Bei den Wettbewerben präsentieren die Teilnehmer ihren Körper in vorgeschriebenen Posen und bei einer Kür. Sie werden von einer Jury bewertet. Dabei gibt es unterschiedliche Gewichts-klassen, getrennt nach Geschlecht und Alter sowie eingeteilt in Amateure und Profis.
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