Millionenschäden: Sondereinheit gegen Kupferdiebe

Millionenschäden: Sondereinheit gegen Kupferdiebe
ÖBB und Polizei gründen eine Taskforce gegen Kupferdiebe. Denn die Schäden treffen auch die Bevölkerung.

Kupferdiebstahl ist ein einträgliches Geschäft und wird zum massiven Problem. Betroffen davon sind vor allem ÖBB, Wiener Linien und Baufirmen.

Denn aktuell zahlt der Markt für eine Tonne Kupfer 6397 Euro (8400 US-Dollar) . Die Statistik des Bundeskriminalamtes (BK) spricht von einem spürbaren Aufwärtstrend. Wurden im ersten Halbjahr 2011 österreichweit 710 Kupferdieb­stähle angezeigt, waren es im Vergleichszeitraum 2012 bereits 737 Fälle. Eine Steigerung von 3,8 Prozent. Mario Hejl, Sprecher des BK erklärt Details: "Die Tätergruppen aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien konzentrieren sich vor allem auf den Osten Österreichs."

Der aktuellste Kupferdiebstahl ereignete sich gestern, Montag auf der Nordbahn bei Bernhardsthal im Weinviertel. Um an Kupferkabel zu gelangen, kappten die Täter eine Hauptstromleitung. Ersatzbusse und Dieselloks mussten die mit Strom angetriebenen Regional- und Pendlerzüge ersetzten. Tausende kamen zu spät in die Arbeit.

Millionenschäden

Die ÖBB setzten seit heuer neue Maßnahmen gegen die organisierten Kupfer-Banden. Denn im Vorjahr richteten die Kriminellen einen Schaden von 2,4 Millionen Euro an. Im ersten Halbjahr 2012 waren es bereits 1,3 Millionen Schaden. Tendenz steigend. Unternehmenssprecher Harald Ofner erklärt: "In Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern wird zur Zeit eine Sondereinheit gegründet. Gemeinsame Schwerpunktaktionen, aber auch die sofortige Jagd nach den Banden ist geplant."

Parallel dazu sollen alle Kabel der ÖBB mit Mikropunkten gekennzeichnet werden. Sie können mit Lesegeräten sichtbar gemacht werden. Bei einem Aufgriff eine enorme Erleichterung für die Fahnder. An exponierten Stellen des Gleisnetzes werden private Sicherheitsdienste zur Bewachung engagiert. Und bereits gestohlene Kupferkabel sollen mit Stahl-Aluminium-Kabeln ersetzt werden. Sie erzielen am Rohstoffmarkt einen niedrigeren Preis.

Bei den Wiener Linien haben es die Kupferdiebe besonders auf die Linien U4 und U6 abgesehen. Sprecherin Anna Reich beziffert den finanziellen Schaden auf 270.000 Euro, sieht aber durch die Störungen die Probleme wesentlich breiter gefächert: "Wenn Öffis stehen, leidet der Fahrgast. Man kommt zu spät zum Job oder versäumt andere Termine. Und das Unternehmen gilt zusätzlich als unzuverlässig." Seitdem das Netz der Wiener U-Bahn verstärkt mit Kameras und durch nächtliche Streifen überwacht wird, gingen die Kupfer-Diebstähle rasant zurück.

Baufirmen im Visier

Dafür kämpfen bundesweit Baufirmen verstärkt mit Kupferschwund. Polizeisprecher Thomas Keiblinger, selbst jahrelang auf Streife, kennt das Szenario: "In jedem Stromkabel befindet sich Kupfer. Das nützen die Banden." So werden bereits verlegte Stromkabel aus Rohbauten gerissen. Auch Kabel von Baugeräten wie Kreissägen oder Bohrer werden einfach abgeschnitten. Keiblinger weiter: "Das Kupfer wird dann in Bunkerwohnungen aus den Kabeln ausgelöst. In Wien hatten wir heuer bereits 316 Fälle."

Und Mario Hejl vom Bundeskriminalamt wartet mit einem interessanten Detail auf: "Die Beute wird großteils an österreichische Altmetallhändler verkauft. Denn der Transport über diverse Grenzen wäre zu auffällig."

Kabeldieb bekam Stromschlag

Dass ein Eisenbahngleis brennt ist eher selten. Montag Früh war genau um 1 Uhr wenige Hundert Meter außerhalb des Bahnhofes Angern an der March (Bezirk Gänserndorf, NÖ) ein Zug unterwegs. Plötzlich erfassten die Schweinwerfer der Lok einen mächtigen Rauchpilz, der aus dem Schotterkörper des Doppelgleises aufstieg. Der Lokführer schlug Alarm. Bald darauf stand fest, dass wieder einmal Kabeldiebe auf dieser Strecke am Werk gewesen waren.

Gebrannt hatte laut ÖBB das sogenannte Unterwerk. Darunter versteht man ein dickes Kupferkabel, das – geschützt durch einen Kunststoffschlauch – unter dem Schotterkörper des Gleises liegt und weiter zu einem Umspannwerk führt. Es dient der Stromrückführung. Nach dem Kappen des Kabels stand der gesamte Bereich unter Strom. Sekunden später begann das dicke Kupferkabel zu glühen und setzte dabei die Kunststoffhülle in Brand.

Der Kabeldieb dürfte dabei einen Stromschlag bekommen haben. Am Bolzenschneider, den der Dieb zurückließ, sind deutlich Brandspuren zu sehen. Revierinspektor Roman Schatzer (Polizeiinspektion Angern) , stellte den Bolzenschneider sicher. Das Werkzeug wird auf DNA-Spuren hin untersucht. Kurz nach dem Vorfall wurde die Oberleitung komplett abgeschaltet, weshalb zwischen Gänserndorf und Bernhardsthal keine mit E-Loks betriebenen Züge mehr verkehren konnten. Mit den umfangreichen Reparaturarbeiten – die im schlimmsten Fall bis 20. September andauern – wurde sofort begonnen. Der Sachschaden beträgt mindestens 50.000 Euro.

Kommentare