Mikl-Leitner: Blau-Rot wird auch nur kleinste Chance zum Machtwechsel nutzen
Dramatischer Appell an Funktionäre bei ÖVP-Neujahrempfang in Amstetten für Schicksalswahl: "Laufen, laufen und laufen". Ein Lokalaugenschein in Amstetten.
Die Rauchfangkehrerbrigade verteilte goldene Glücksbringer, drinnen in der vollen Amstettner Pölz-Halle freuten sich 700 Gäste über das wieder mögliche Zusammenkommen beim traditionellen Neujahrstreffen der ÖVP. Die Wahlkampfbühne der „Niederösterreich Partei“ stand für Spitzenkandidatin und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, VPNÖ-Geschäftsführer Bernhard Ebner und die regionalen Spitzenleute parat.
Dort wurde dann eine erfolgreiche ÖVP-Politik der vergangenen Jahre beschrieben, aber auch wieder auf dramatische Weise das blau-rote Gespenst der Machtübernahme nach der Landtagswahl durch FPÖ und SPÖ hervorgeholt.
Letzter Wahlsieg
Bei ihrem letzten Besuch eines Amstettner Neujahrsempfangs, vor drei Jahren, habe sie sich gewünscht, dass sie beim nächsten Mal von einem „blau-gelben“ Bürgermeister empfangen werde. Das sei bei den Gemeinderatswahlen gelungen, gratulierte Mikl-Leitner eingangs ihrer Rede Amstettens ÖVP-Bürgermeister Christian Haberhauer zum damaligen Wahlsieg.
Der Auftritt im Bezirk Amstetten ist ein Heimspiel im schwarzen Kernland. Von 35 Gemeinden im Bezirk Amstetten, sind 32 von ÖVP-Bürgermeistern geführt.
Zukunftsprojekte
Mikl-Leitner analysierte dann das Jahr 2022 mit seinen „vielen Krisen und Herausforderungen“ und verwies auf die blau-gelben Hilfspakete gegen die Teuerung und die Energiekostenexplosion. Wie schon in den Gesprächsrunden davor, bei denen neben anderen Bezirksobmann und Nationalrat Andreas Hanger und die beiden Bezirksspitzenkandidaten Michaela Hinterholzer und Anton Kasser auftraten, konnte die Landeshauptfrau eine Reihe aktuell beschlossener Zukunftsprojekte im Bezirk Amstetten verweisen.
Die Landesausstellung 2026 im Landesklinikum Mauer, der neue Pflegecampus in Waidhofen/Ybbs, der kommende FH-Studienlehrgang Pflege im Bildungscampus Mauer, der Ausbau des Blasmusikzentrums Zeillern oder auch die Erfolge im Bezirk beim Ausbau des Glasfasernetzes und der PV-Anlagen wurden als Erfolge gefeiert.
Dann schlug Mikl-Leitner Wahlkampftöne an. Ein Schicksalsjahr habe begonnen, eine Schicksalswahl stehe an, „es steht viel auf dem Spiel“, sagte sie. Es gehe darum, ob „wir weiter die Verantwortung für dieses Land haben oder die Verantwortung bei Blau-Rot lande. Mikl-Leitner verwies auf jüngste Umfragewerte die der ÖVP 40 oder 42 Prozent, der FPÖ und SPÖ gemeinsam 43 oder 47 Prozent vorhersagen.
Prognose
„Wenn sie die Mehrheit bei dieser Wahl haben, dann werden sie auch alles daran setzen, eine Mehrheit zu bilden, eine Mehrheit gegen uns. Sie werden uns in Opposition schicken, werden uns hier in Niederösterreich stürzen“, bezog sich Mikl-Leitner dann auf die jeweiligen Ankündigungen von Udo Landbauer (FPÖ) und Franz Schnabl (SPÖ) selbst Landeshauptmann werden zu wollen.
„Ich bin davon überzeugt, gibt es nur die kleinste Chance, dass sie es machen könne, dann verspreche ich euch, sie werden es auch tatsächlich machen“, so Mikl-Leitner. Dem Weg des Miteinanders folge dann der Weg des Gegeneinanders, zeichnete sie ein übles Szenario und verwies auf Untergriffe, auf Anpatzaktionen oder das Schlechtreden Niederösterreichs in den vergangenen Wochen. Ein Ende dieser Sitten nach dem 29. Jänner sei ihr größter Wunsch, aber „dafür müssen wir rennen, rennen und rennen“, appellierte die NÖ-Spitzenkandidatin.
Haus und Hof sind heilig
Thematisch verwies sie auf den ÖVP-Einsatz für die Landwirtschaft zur Sicherung der Versorgung oder auf den Widerstand gegen rote Vermögens- oder Erbschaftssteuern. „Bei uns bleibt Haus und Hof heilig“ versprach sie. Zum Stichwort Familie behauptete Mikl-Leitner, „die Blauen wollen, alles tun, um alle Frauen hinter den Herd zu bringen“. Die SPÖ wolle wiederum institutionelle Betreuung ab der Geburt, die ÖVP dagegen ein bestmögliches Betreuungsnetz von null bis sechs Jahre, „die Familien sollen selbst entscheiden, wie sie Familie leben wollen“.
Abschließend appellierte Mikl-Leitner an die Funktionäre die nächsten 13 Tage alles zu tun, um am 29. Jänner kein „blau-rotes Wunder zu erleben“. Mikl-Leitner: „Deshalb bitte ich euch, rennen wir, überzeugen wir, dann werden wir es auch schaffen. Damit wir auch weiterhin die gestaltende Kraft in diesem Land sind. Alles Gute viel Kraft, wir schaffen das“.
Für Mikl-Leitner gab es Standing Ovations und Bravo-Rufe, die ganz große Euphorie blieb im Saal aus. Zum Schluss durfte auch noch die kleine Vivienne auf eigenen Wunsch auf die Bühne. Sie wünschte Mikl-Leitner alles Gute für die Wahl und bat das Publikum mit einem kleinen Versprecher: "Bitte wählt die Frau Landesfrau!"
Anschließend bei Getränken und Brötchen im Foyer der Pölz-Halle genoss die Menge das Zusammensein sichtlich. Zum Wahlausgang befragt, wechselten unter einigen der Interviewten Optimismus und Skepsis ab. „Was solls, das wird schon gut ausgehen“, hielt eine erfahrene ehemalige Bürgermeisterin wenig von aktuellen Umfragewerten.
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