Metaversum: Wenn digitale und echte Welt verschmelzen
Der Raum ist futuristisch eingerichtet, in einer Ecke prasselt ein Feuer, durch die großen Fenster blickt man auf einen Wasserfall im Abendrot. Und mitten im Raum schweben zwei Portale, die in einen Konferenzraum sowie in eine Galerie führen.
Möglich wird das im Metaversum – einer neuen Technologie, die die physische mit der virtuellen Welt verknüpft und so zu einer Realität werden will. Mit einer Virtual-Reality-Brille auf der Nase und einem Controller in jeder Hand kann von einem natürlichen Körpergefühl wie in der Realität aber noch nicht die Rede sein.
Theoretisch ist es auch möglich, sich mit seinem Avatar im Metaverse frei zu bewegen. Geht man aber tatsächlich durch den Raum, ruckelt das Bild. „Die Technologie steht wirklich noch ganz am Anfang“, erklärt Anna Steinacher von der St. Pöltner Digital Marketing-Agentur „dryven“. Beziehungsweise tut es ihr Avatar, den der KURIER im digitalen Konferenzraum zum Interview trifft. Wie in der Realität bewegen sich beim Sprechen die virtuellen Lippen, die Bewegungen wirken aber noch etwas unkoordiniert.
Vom Spiel zur Realität
Viel eher als nach Wirklichkeit fühlt sich das Metaverse wie ein Spiel an.
Genau dafür wird es aktuell auch gerne verwendet – so ist es beispielsweise möglich, dass ein Metaversum das Mittelalter abbildet und man sich als Spieler in der historischen Welt frei bewegen kann. „Es ist aber auch möglich, NFTs (Non-Fungible Token, also digitale Unikate; Anm.) wie ein Bild im Metaverse mit Kryptowährungen oder echtem Geld zu erwerben“, so Steinacher.
Was noch nach einer abstrakten Spielerei für Technikbegeisterte klingt, könnte im Internet der Zukunft aber eine tragende Rolle spielen. So sieht etwa Facebook-Gründer Mark Zuckerberg im „Metaverse“ die Zukunft der digitalen Kommunikation. Um den Fokus des Unternehmens auf diese neue Technologie zu unterstreichen, benannte er im Oktober 2021 den Konzern in „Meta“ um.
Anwendungsfelder für Otto Normalverbraucher gäbe es auch laut Steinacher viele: „Sind Mitarbeiter einer Firma über die ganze Welt verstreut, können sich alle in einem Raum treffen und miteinander kommunizieren.“ Auch für ihr eigenes Unternehmen sieht die Marketing-Expertin großes Potenzial: „Es wird zum Beispiel möglich sein, ganze Läden nachzubauen. Damit ermöglicht man Kunden, ohne in einen Shop zu gehen, tatsächlich Dinge zu probieren und zu kaufen“, so Steinacher.
So könnten in Zukunft etwa Immobilien besichtigt werden, ohne dass Kunden oder Makler tatsächlich vor Ort sein müssen. Auch ganze Kunst-Ausstellungen könnten gestaltet werden.
Treffen im Metaverse
Eine weitere Möglichkeit, die sich wohl viele in Pandemiezeiten gewünscht haben: „Man hat im Metaverse auch eine Möglichkeit, zusammenzukommen – wenn auch nur digital. Man sitzt in einem Raum, kann sich bewegen, sieht 360 Grad. Das hat man bei Videocalls überhaupt nicht“, zeigt Steinacher die Vorteile auf.
Noch ist das aber alles Zukunftsmusik, da einerseits die Technologie momentan zu fehlerhaft ist, aber auch das Verständnis der breiten Masse fehle. Ebenso bräuchte es laut Steinacher entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten. In St. Pölten sei man hier aber am Puls der Zeit, denn die örtliche Fachhochschule, mit der „dryven“ laufend kooperiert, bietet ihren Studenten bereits eine Masterklasse für „Augmented & Virtual Reality“ an.
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