Mehr Zeit für Auszubildende in Medizin und Pflege

Mehr Zeit für Auszubildende  in Medizin und Pflege
Personalmangel: An den Landeskliniken werden neue Lösungsansätze getestet.

Kürzlich wurde bekannt, dass die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte der HNO-Abteilung in Mistelbach das Klinikum verlassen wird. In Waidhofen/Ybbs wiederum werden Geburtenstation und Gynäkologie geschlossen. Grund dafür ist ein Mangel bei Ärztinnen und Ärzten. Entwicklungen wie diese zeigen deutlich, dass die Medizin (und die Pflege) mit Personalproblemen zu kämpfen haben.

Als Reaktion testet man an den niederösterreichischen Landeskliniken derzeit einige Ansätze. Ziel sei es, das bestehende Personal zu entlasten sowie neue Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen. „Letztendlich soll es natürlich dem Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten dienen“, betont der zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). So möchte man mit einem neuen Karrieremodell mehr Aufstiegschancen für Medizinerinnen und Mediziner schaffen. Bisher war der Primar für seine gesamte Abteilung zuständig. Dazu gab es noch den ersten Oberarzt bzw. die erste Oberärztin. Zukünftig soll sich die Verantwortung, unter anderem durch den Einsatz von zusätzlichen Funktionsoberärztinnen und -oberärzten, auf mehrere Schultern aufteilen.

Mehr Zeit für Auszubildende  in Medizin und Pflege

Landesrat Schleritzko präsentierte die Neuerungen gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Medizin und Pflege.

Zeit für die Ausbildung

Zudem möchte man auch pensionierte Ärztinnen und Ärzte wieder aktivieren. Sie sollen in eine Mentorenrolle schlüpfen und ihre langjährige Erfahrung mit Jungmedizinerinnen sowie -medizinern teilen. Einer, der bereits als Mentor im Einsatz ist, ist Primar Andreas Kölbl. Er war Abteilungsleiter der Augenheilkunde am LK Horn. „Es gibt sehr viele Operationen, die sehr viel Feinmotorik und sehr viel Erfahrung beanspruchen“, erklärt er. Mit jungen Kollegen für solche Operationen zu trainieren würde daher extrem viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die im Arbeitsalltag knapp ist. Hier sollen pensionierte Kräfte künftig aushelfen.

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Auch in der Pflege möchte man zukünftig mehr Zeit für Auszubildende sicherstellen. Während sich die Praxisanleiter bisher nur neben ihrem Pflegeberuf um Auszubildende kümmern konnten, soll ihnen zukünftig eine ausgewiesene Zeit zur Verfügung stehen, um Auszubildende individuell fördern zu können. Das sei auch enorm wichtig, wie Maria Aichinger, Pflegedirektorin am LK Neunkirchen, betont. Denn „bei der Praxisausbildung beginnt auch bereits das Recruiting“, so Aichinger.

Diese Maßnahmen werden nun in Form von Pilotprojekten getestet und sollen 2025 weiter ausgerollt werden. Sie sind Teil eines Fünf-Punkte-Plans, der vergangenen Sommer vorgestellt wurde und nun in die finale Phase geht. „Damit setzen wir einen wichtigen Meilenstein für bessere Arbeitsbedingungen“, betont Schleritzko.

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