Auf den Spuren der Völker, wo die Frauen das Sagen haben
„Viele glauben, dort sind die Verhältnisse einfach umgekehrt, ein Spiegelbild des Patriarchats, aber so ist es nicht“, erklärt Maria Haas. „Diese Gesellschaften sind nicht hierarchisch, man begegnet sich auf Augenhöhe, da kann man schon einiges für uns mitnehmen“. Seit Jahren reist die Fotografin aus Klosterneuburg zu matriarchalen Gesellschaften rund um den Globus, erforscht und porträtiert diese Welten, wo Frauen das Sagen haben. Nun ist ihr zweiter Bildband dazu erschienen.
Fotografin ist sie schon lange, Industrie-, Produkt- und Porträtfotografie waren ihre Aufgaben. Doch der Tod ihrer Mutter wurde zu einer einschneidenden Erfahrung: „Ich wollte eine Veränderung, habe mir viele Fragen gestellt, was will ich machen, was kann ich bewirken“, erzählt Haas. Nicht nur um das „schöne Bild“, um eine Thematik ging es ihr. Und weil sie die Rolle der Frau in der Gesellschaft, das Ungleichgewicht, schon immer interessiert hatten, stieß sie auf Berichte über Völker, wo das anders ist.
Sie packte ihre Kamera und fuhr los. Das erste Ziel lag in China, in den Ausläufern des Himalajagebirges. Dort leben die Mosuo. Sie haben nicht nur eine eigene Sprache und Religion, auch ihre Lebensweise macht sie einzigartig. „Die Familie ist bei den Mosuo ein ganz besonderes Konstrukt – egal ob Mann oder Frau, man bleibt sein Leben lang im Haus des eigenen Clans“, erzählt Haas. Oberhaupt in den großen Clan-Häusern ist die Großmutter – Ah mi genannt. Sie erhält und verwaltet sämtliche Einkünfte des Clans und ihr gehört das gesamte Anwesen samt Land, das sie bewirtschaften. Den Besitz gibt sie an ihre Töchter weiter.
Für westliche Begriffe besonders ungewöhnlich ist die sogenannte „Besuchsehe“, so Haas: „Die bei uns üblichen Paarbeziehungen werden nicht gelebt. Die Männer kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit auf Besuch und kehren noch vor Sonnenaufgang wieder in ihren eigenen Clan, in die Häuser ihrer Mütter, zurück“.
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