Mann starb zehn Tage nach Operation: Angehörige klagen an

Landesklinikum Amstetten
Staatsanwaltschaft ermittelt nach Tod eines 73-Jährigen im Landesklinikum Amstetten

Es war eine eigentlich routinemäßige Operation eines Hodenbruchs auf der chirurgischen Abteilung des Landesklinikums Amstetten im August 2022. Doch zehn Tage später war ein 73-jähriger Mann tot.

Bei der OP und den anschließenden therapeutischen Maßnahmen sei es zu schweren Komplikationen gekommen. Die Angehörigen des Mannes sprechen von grober Fahrlässigkeit und unterlassener Hilfeleistung, die für den Pensionisten aus Pöchlarn tödlich geendet haben sollen. Sie erstatteten Anzeige bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten.

Ob es zu unvermeidbaren Komplikationen oder tatsächlichen Fehlleistungen gekommen ist, ist derzeit noch völlig offen. Eine umfassende Dokumentation, gespickt mit Protokollen, die letztendlich in massiven Vorwürfen der (medizinisch versierten) Angehörigen enden, wurde nun an Spitzen der Landespolitik, an Institutionen und auch an den KURIER geschickt.

Eine Frau im OP.

Operation hatte schwerwiegende Folgen

Man sehe es als Bürgerpflicht, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und die Ursachen für die Gefährdung künftiger Patienten am Klinikum Amstetten beseitigt würden, heißt es im am Donnerstag versendeten Schreiben.

Darin wird in einem neunseitigen Gedächtnisprotokoll der Krankheitsverlauf bis zum Tod detailliert geschildert. Nach der Überweisung durch seine Urologin an die urologische Ambulanz an die Uni-Klinik St. Pölten habe für den Patienten im Juli 2022 zuerst ein Marathon mit mehrfach vier- bis fünfstündigen Wartezeiten begonnen, um untersucht werden zu können. Mangels freien Operationsterminen in St. Pölten kam er schließlich auf die Chirurgiestation im Klinikum Amstetten.

Verletzung

Die Operation erfolgte dann am 8. August. Nach dem Eingriff berichteten Ärzte laut den Angehörigen von einer unglücklichen Verletzung. Dabei hätten sie einmal vom Harnleiter, ein anderes Mal von der Harnblase gesprochen, so der Schwiegersohn des 73-Jährigen. Letztendlich war es die Harnblase, deren Verlagerung durch CT-Bilder bekannt gewesen sein müsste. Blut im Bauchraum, falsche Medikamente, eine nicht beachtete Beinthrombose und eine dadurch trotz Notoperation ausgelöste Lungenembolie sollen, in extrem verkürzter Schilderung, laut Schwiegersohn zum Tod geführt haben.

Weil bei der Staatsanwaltschaft (STA) ein Ermittlungsverfahren anhängig ist und bereits zwei Gutachten beauftragt wurden, wie Sprecher Leopold Bien bestätigt, hält man sich bei der NÖ Landesgesundheitsagentur mit Informationen zu den Vorwürfen zurück und verweist auf den Datenschutz. NÖ Patientenanwalt Gerald Bachinger bestätigt, am 30. August 2022 mit dem Fall betraut worden zu sein. Zwar wurde ein medizinisches Gutachten eingeholt, doch sobald die STA aktiv wurde, habe die Patientenanwaltschaft die Aktivitäten eingestellt.

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