Manager im Ehrenamt: „Auf ihn ist immer Verlass“

Hans Redl vor dem Wohnpark für betreubares Wohnen in Hainstetten
Ex-Ortschef und Freiwillige arbeiteten bereits 17.000 Stunden für Senioren-Wohnanlage

Gemeindechef ist er seit fünf Jahren nicht mehr – Bürgermeister ist Hans Redl trotzdem noch immer. Als Ehrenamtlicher managt der 70-Jährige nämlich eine vorwiegend von Senioren genutzte Wohnanlage für betreutes Wohnen in Hainstetten im niederösterreichischen Mostviertel. Dort wird er immer noch mit „Herr Bürgermeister“ begrüßt.

Ob Hausbesorger, Wohnungsvermittler, Beihilfenantragssteller oder Freizeitanimator: All diese Aufgaben übernimmt Redl. Zwei bis drei Mal pro Woche ist er in der Neubauanlage mit 50 Wohneinheiten beim Kloster Hainstetten in der Gemeinde Viehdorf tätig: „Da werden kleinere und größere Anliegen bearbeitet oder organisatorische Dinge geregelt.“ Wenn Not am Mann ist, eilt der gelernte Radio- und Fernsehmechaniker auch einmal mit dem Werkzeugkoffer durch das Haus. Auch der Umgang mit medizinischen Notfällen unter den betagten Bewohnern ist immer wieder herausfordernd.

Die Bewohner vertrauen Redl: „Auf ihn ist immer Verlass“, versichert etwa die 83-jährige Bewohnerin Leopoldine L., die gestützt auf ihren Rollator im Gang des Hauses spazieren geht.

Dass auch der eine oder andere Konflikt geschlichtet werden müsse, sei manchmal mühsam, gesteht Redl trotz seines Enthusiasmus’ für das Projekt. „Aber wenn etwas nicht passt, hat man jederzeit die Möglichkeit, das anzusprechen“, versichert der 82-jährige Bewohner Alfred Urban. Er ist vor sieben Jahren aus Wien zugezogen.

Vorzeigeprojekt

Manager im Ehrenamt: „Auf ihn ist immer Verlass“

Freiwillige Helfer servieren Senioren das Essen aus der Klosterküche

Im täglichen Betrieb des Senioren-Wohnprojekts kann Redl auf verlässliche Partner zurückgreifen, etwa auf ein 30-köpfiges Netz aus Ehrenamtlichen. „Bisher wurden hier 17.000 ehrenamtliche Stunden geleistet. Das ist gewaltig“, sagt Redl.

Die im Kloster Hainstetten etablierten Franziskanerinnen, die Kremser Wohnbaugesellschaft Gedesag, das NÖ Hilfswerk, die Gemeinde Viehdorf und vor allem die Ehrenamtlichen sind die Säulen des Wohnparks Hainstetten. Er wurde ab 2009 in zwei Teilen errichtet und in Betrieb genommen. Mittlerweile gilt er als Vorzeigeprojekt: Mehrmals pro Jahr pilgern Gemeindedelegationen nach Hainstetten. „Es waren schon Gruppen aus Tirol, der Steiermark oder Oberösterreich da“, ist Redl stolz.

Manager im Ehrenamt: „Auf ihn ist immer Verlass“

Hans Redl (r.) und Alfred Urban, der aus Wien zugezogen ist

Die tägliche Versorgung mit frischem Mittagessen aus der Klosterküche und die kostenlose Essensausgabe an den Wochenenden und Feiertagen durch die Freiwilligen zählen zu den großen Vorzügen des von der NÖ Wohnbeihilfe gestützten Senioren-Wohnprojekts. Die Größe ermöglicht auch den Einsatz von 24-Stunden-Hilfen. Etliche Bewohner nutzten das auch. Der einmal wöchentlich im Haus ordinierende Gemeindearzt, die Friseurin oder die Dienste der Flusspflegerin gehören ebenfalls zum großen Plus.

Auch „der Kampf gegen die Einsamkeit“, ist Redl ein Anliegen. Traditionelle Feste wie das Maibaumsetzen, die Fahrten zu Weihnachtsfeiern außerhalb der Anlage, diverse Ausflüge oder Teilnahmen an Events in der Gemeinde sowie Gesangsrunden oder „bunte Nachmittage“ müssen organisiert werden. Taxifahrten von Freiwilligen – etwa zum Nahversorgergeschäft in Viehdorf – gehören auch dazu.

Doch auch in der Seniorenanlage Hainstetten herrscht nicht immer nur Fröhlichkeit. Redl: „Es ist oft schwierig, die Leute zur Teilnahme bestimmter Angebote zu motivieren. Jeder wohnt letztendlich eigenständig hier. Niemand wird zu irgendetwas gezwungen.“

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