Maler, Mörder, Häfenpoet
Johann Preiss hat eine Frau ermordet. Am 16. Dezember 2009 fuhr er mit 3,1 Promille Alkohol im Blut zum Bezirksgericht Hollabrunn (NÖ), um nach einem Scheidungsverfahren eine Richterin zur Rede zu stellen. Doch Gerichtsmitarbeiterin Sylvia Mestnik stellte sich ihm in den Weg – ihr Todesurteil. Preiss erschoss die zweifache Mutter. Vor Gericht wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Preiss sitzt in der Justizanstalt Stein. Und dort malt und schreibt er. Das Ergebnis: Am Sonntag erscheint sein erstes Buch mit dem Titel "Gedanken ab 60. Ich habe getötet".
Schmerz und Unschuld
Vielmehr schildert Preiss seinen Tagesablauf in der Haft. Und der ist durchwegs eintönig. Aufstehen, Kaffee machen, Blutdruck-Tabletten einnehmen. Malen, schreiben, Fernsehen. Übergewicht. Einsamkeit. Mithäftlinge, die lärmen und ihn in seiner Konzentration stören. Unverständnis darüber, warum ihm die Anstaltsleitung diversen Künstlerbedarf nicht bewilligt – auch die amtlichen Schreiben davon veröffentlicht er.
Und seine große Verbitterung, wenn er an seine Vergangenheit denkt. Als Sohn einer Sinti und eines Juden, der von den Frauen verlassen wird und der seinen jüngeren Sohn allein aufziehen muss. Sein Sohn, der ihm den Rücken zukehrt, seit er in Haft ist. Seine Erkenntnis: "Eine Justizanstalt ist eben kein Ponyhof." Und seine Meinung über die "wahren Täter" – die seien nämlich oft in Banken und Parlamenten zu finden.
Film geplant
"Es sind seine Gedanken und Schilderungen aus seinem Gefängnisalltag", sagt Verleger André Wanne. Der kam über Zufälle zu Preiss. Denn eigentlich ist Wanne Filmproduzent – und entsprechend plant er auch noch einen Film über den verurteilten Mörder.
Das 109 Seiten starke Buch um 15,30 Euro kann vorerst nur direkt über Wanne bestellt werden. eMail: buchbestellung01@gmail.com
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