Rammbock-Coup in NÖ: Täter rasten mit Auto in Juwelier-Geschäft
Inhaberin Renate Berger ist geschockt, will aber am Donnerstag ihr Geschäft wieder aufsperren.
Am Mittwochvormittag herrscht Hochbetrieb im Juweliergeschäft von Renate Berger in Loosdorf im Bezirk Melk. Der Grund ist jedoch nicht der vorweihnachtliche Trubel, sondern ein Einbruch, der deutliche Spuren hinterlassen hat.
Berger und ihre Mitarbeiterinnen sind damit beschäftigt, Scherben einzusammeln und den Warenbestand zu kontrollieren. Vor dem Eingang sind Ermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich auf Spurensuche. „Vor Weihnachten ist das alles natürlich sehr bitter“, sagt Berger.
Die Täter schlugen in der Nacht auf Mittwoch zu. Gegen vier Uhr früh bewegt sich plötzlich etwas vor der Eingangstür des Geschäfts.
Auf der Videoaufzeichnung, die der KURIER einsehen konnte, ist zu sehen, wie zunächst ein Autoreifen vor die Tür gelegt wird. Kurz darauf rasen die Täter mit einem Auto gegen den Eingang. Binnen Sekunden waren die beiden Einbrecher im Geschäft und rafften eine große Menge Schmuck an sich.
Die zertrümmerte Eingangstür des Juweliergeschäfts.
„Der Einbruch dauerte nicht länger als drei Minuten“, erzählt Berger, die Inhaberin des Geschäfts.
Aufgeschreckt von der Alarmanlage versuchte ein Familienmitglied noch, das Rammbock-Duo, das mit Stirnlampen ausgestattet war, zu stoppen. Der Mann stellte sein Auto vor das Fluchtfahrzeug, das die Täter zuvor in der Region gestohlen hatten, um sie an der Flucht zu hindern.
Den Unbekannten gelang schließlich dennoch die Flucht zu Fuß. Eine sofort eingeleitete Fahndung, bei der auch Drohnen zum Einsatz kamen, blieb erfolglos. Nun ermittelt das Landeskriminalamt NÖ (LKA).
Laut ersten Schätzungen der Geschäftsinhaberin dürfte der Schaden zwischen 400.000 und 500.000 Euro liegen. Renate Berger will sich dennoch nicht unterkriegen lassen und möchte ihr Geschäft heute wieder aufsperren.
Filmreife Flucht
Nach dem Coup werden bei den Ermittlern des LKA Erinnerungen wach. Es gebe gewisse Indizien, dass erneut jene international agierende Tätergruppe aus den Niederlanden hinter dem Blitzeinbruch steckt, die auch für zahlreiche Bankomatsprengungen in Österreich und den Nachbarländern verantwortlich sein soll.
Aufgrund der Schlagkraft und Professionalität der Täter wurde im Februar 2025 im Bundeskriminalamt die „Arbeitsgemeinschaft Bankomat“ eingerichtet, um die Landeskriminalämter bei den Ermittlungen zu unterstützen. Auf diesem Weg wurden bislang 48 Tatverdächtige identifiziert und allein heuer 29 Personen festgenommen.
Eine Tätergruppe hatte zuvor bereits mit Rammbock-Einbrüchen bei Juwelieren in der SCS, in Wiener Neustadt und im Donau Zentrum in Wien zugeschlagen und anschließend einen Bankomaten im Bezirk Gänserndorf gesprengt.
Die Gruppe wurde gefasst und zu langen Haftstrafen verurteilt. Allerdings gelang dem mutmaßlichen Kopf der Bande, Vira A. (29), im Februar ein filmreifer Ausbruch aus der Justizanstalt Wiener Neustadt. Seither ist er untergetaucht.
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