Lebensgefährliches "Brauchtum"
Eine große Gaudi kann der alte Brauch des Maibaumstehlens sein. Wenn dabei der Übermut nicht die Oberhand gewinnt und man nicht auch noch Pech hat. Bei Vorfällen im nördlichen Niederösterreich traf jedoch beides zu.
In Rafings, Bezirk Waidhofen/Thaya, versuchten Feuerwehrleute das Umschneiden ihres Maibaumes zu verhindern, indem sie einen Traktor und ein Mannschaftsfahrzeug direkt daneben parkten. Doch die Strategie funktionierte nicht: Unbekannte kappten den Baum in der Nacht zum 1. Mai trotzdem. Dabei krachte der Stamm erst auf das Dach des Traktors und drückte es ein. Dann schlug das Stammende auch noch aus und drückte die Karosserie des Feuerwehrfahrzeuges seitlich ein. "Ich kann den Schaden noch nicht abschätzen", seufzt Feuerwehrkommandant Reinhard Popp. Er hofft, dass der Erlös der Florianifeier im Gemeindesaal Windigsteig am 7. Mai (Start mit Fahrzeugsegnung um 10 Uhr) nicht von den Reparaturkosten aufgefressen wird.
Das große Glück: Es kamen keine Personen zu Schaden. VerletztGanz anders in Rossa bei Raabs, ebenfalls im Bezirk Waidhofen/Thaya: Da traf sich die Dorfjugend in einem Lokal, um von dort aus den Maibaum im Auge zu behalten. Gegen 3.20 bemerkte die Gruppe, dass ein Pkw vorfuhr und ein Mann eine Motorsäge startete. "Ich bin hingelaufen, aber er ist ins Auto gesprungen. Da habe ich ihn an der Kleidung gepackt", erzählt der 28-jährige Christian B. Womit der engagierte Maibaumwächter jedoch nicht rechnete: Der Autolenker gab Vollgas. "Das hat mich total überrascht. Zuerst bin ich mitgelaufen, dann sogar ein Stück mitgeschleift worden", erzählt er. Schließlich blieb er verletzt auf der Fahrbahn liegen. Der Wagen fuhr davon.
"Ich habe Abschürfungen und Prellungen", erzählt Christian B., der laut Polizei nicht alkoholisiert war. Bei einem ist er sicher: "Bei so etwas mache ich nie wieder mit. Das hätte schlimm ausgehen können." Die Polizei hat inzwischen eine Burschengruppe rund um einen 18-Jährigen aus Drosendorf ausgeforscht, die wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt wird.
Wie berichtet, hat ein umgesägter Maibaum in Purrath, Bezirk Zwettl, eine Telefonleitung zerstört. Die Tätersuche läuft noch.
Ein Fall für den Staatsanwalt wurde eine Aktion einiger Jugendlichen, die im Bezirk Mistelbach während des Transports eines Maibaums diesen ansägten. Sie hängten sich mit einer Motorsäge aus einem Bus und schnitten in den Baum. Drei Männer wurden wegen Sachbeschädigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit im Straßenverkehr angezeigt.
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