Denn der Lavendel gehört zu den Gewinnern der Klimakrise; die Tatsache, dass es im Osten Österreichs immer trockener und wärmer wird, lässt Naturbegeisterte und Landwirte immer öfter auf den Kleinstrauch setzen.
Urlaubssouvenir
Einer der Pioniere des Lavendelanbaus im Weinviertel ist Peter Dienstl aus Oberkreuzstetten, besser bekannt als „Lavendelpeter“. Eine Reise nach Frankreich inspirierte ihn dazu, sich selbst im Anbau der Pflanze zu probieren. „Als wir 2018 begonnen haben, konnte man solche Mengen an Lavendel bei uns nicht einmal kaufen“, erzählt er im KURIER-Gespräch. 6.000 Pflanzen wurden also importiert und eingesetzt. Und da blühen sie noch heute.
Wobei: Ganz so ungewöhnlich ist der Lavendelanbau in der Region gar nicht, zumindest in historischer Hinsicht. Dienstl hat dazu recherchiert. „Früher gab es die sogenannten Lavendelweiber. Es gibt sogar ein altes Lied, das überliefert ist“, weiß er. Mit der Liedzeile „An Lavendel hob i do, kaufts mar an o“ sollen diese Frauen bis in die 1960er-Jahre durch die Märkte und Heurigenlokale von Wien gezogen sein, um Lavendelsträuße vom Bisamberg zu verkaufen. Eigentlich kein Wunder, bieten sich die kalkhaltigen Böden des Weinviertels doch eigentlich perfekt für den Anbau an.
Schön & beruhigend
Heute produziert Dienstl aus seinem Lavendel jede Menge Produkte, vor allem das begehrte Lavendelöl, das er selbst destilliert und ab Hof verkauft. Aber auch sein Lavendelwasser oder der Lavendelsirup sind beliebt.
Wobei Lavendel nicht gleich Lavendel ist. „Gut riechen kann ein Öl bald einmal“, sagt Dienstl. Aber nur bestimmte Sorten, darunter der Angustifolia, den der Oberkreuzstettner verwendet, haben auch die beruhigende Wirkung, für die Lavendel seit der Antike bekannt ist. Was ihn zu einem Trendprodukt macht.
Das weiß auch Natalie Niedermayer, die im 22. Bezirk bei Breitenlee in Wien ein Lavendelfeld besitzt. Unter dem Namen „Nani“ verkauft sie ebenfalls Lavendelöl, Lavendelwasser und Sträuße. Auch sie setzt dabei auf Angustifolia, der auch der „echte Lavendel“ genannt wird.
2018 hat Niedermayer ihr Feld erstmalig mit 13.000 Pflanzen bepflanzt. Die Idee kam ihr durch eine Dokumentation, in der es um die beruhigende Wirkung von Lavendel ging. Mit der Unterstützung ihres Vaters, einem Landwirt, konnte sie ihre Vision umsetzen. „Von der Idee bis hin zum Einpflanzen ist ein dreiviertel Jahr vergangen“, erzählt Niedermayer.
Die 33-Jährige verkauft ihre Produkte an Hofläden oder auf Märkten. Besonders beliebt ist bei ihren Kunden das Lavendelöl und das Lavendelwasser. Diese Produkte duften nicht nur, sondern sind auch gut für die Haut. Vor allem bei Verletzungen und Verbrennungen sowie bei Sonnenbrand soll die vielseitige Pflanze entzündungshemmend und pflegend wirken.
Viel Bewunderung
Doch die Lavendelpflanze kann noch mehr: Nämlich das Auge begeistern. Wie im Weinviertel halten auch in Breitenlee Schaulustige an, um Niedermayers Feld zu fotografieren oder dessen Anblick zu genießen. Sie hat sich daher entschlossen, auf ihrer Website Fotoshooting-Slots anzubieten. Das Feld von Dienstl wurde erst kürzlich von einem Filmteam besucht. „Das hat sich nach und nach entwickelt“, freut er sich, dass sein Lavendel so viele Bewunderer findet.
Der berühmten Provence steht die Ostregion Österreichs in Sachen Lavendel also gar nicht so sehr nach – zumindest nicht, was den „enthousiasme“ für die Wunderpflanze betrifft.
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