Landesversicherung für Wolfshunger
Der Wolf ist da – und was tut die Politik? Auf diese drängende Frage gibt es nun zumindest in Niederösterreich eine Antwort: Landesvize Stephan Pernkopf, der auch für Landwirtschaft zuständig ist, hat dieser Tage die vorläufige Vorgangsweise fixiert. Das Ergebnis ist ein Fünf-Punkte-Paket, das "Wolf-Opfern" einen Teil ihrer Sorgen nehmen soll.
Grundsätzlich ist ein Großteil der Bevölkerung Niederösterreichs – laut einer aktuellen KURIER-OGM-Umfrage 76 Prozent – für den Schutz der Wölfe. Gerade einmal 15 Prozent wollen, dass der Wolf bejagt wird.
Auch die EU bleibt in der Frage konsequent: Nach einer Anfrage des deutschen Landwirtschaftsministers, der um Änderung des strengen Schutzstatus für Wölfe gebeten hatte, winkt EU-Kommissar Phil Hogan ab: In weiten Teilen der Union sei der Wolf nach wie vor eine gefährdete Art.
Versicherung
Vielleicht der fürs Erste wichtigste Punkt für Nutztierhalter in Niederösterreich: Das Land springt mit einer eigenen Versicherung ein. So können Bauern auch nach dem 1. Jänner 2018 sicher sein, dass sie Schadenersatz für nachweislich von einem Wolf getötete Tiere bekommen. Denn die Schadensdeckung durch den nö. Landesjagdverband läuft aus. Dessen Versicherung hat in den Jahren 2010 bis 2016 insgesamt 8700 Euro ausbezahlt.
Weiters wird Walter Arnold, Leiter des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde an der Veterinärmedizinischen Uni Wien, ein landesweites Monitoringprogramm ausarbeiten. Vorarbeiten gab es bereits.
Dabei werden beispielsweise DNA-Proben und Sichtungen ausgewertet, um ein genaues Bild vom Verhalten der Wölfe zu bekommen. Darüber hinaus wird Arnold europaweite Vergleiche zum Umgang mit dem geschützten Tier und Wechselwirkungen mit anderen Arten ziehen. Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer sollen analysieren, welche Vorgangsweisen anderer Länder auch bei uns Erfolge versprechen. In dem Zusammenhang wird die Landwirtschaftskammer auch Umsetzungsempfehlungen für taugliche Herdenschutzmaßnahmen ausarbeiten. "Da geht es um Ausbildung von Hirten, Zucht von Hunden, Funktionsweise von Zäunen und mehr", sagt der nö. Landeskammerrat Daniel Heindl, mit dem Pernkopf das Programm abgestimmt hat.
Ab sofort gibt es außerdem bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich eine Meldestelle für Wolfssichtungen. Solche kann man – samt Fotos – unter der emailadresse wolfsmonitoring@lk-noe.at bekannt geben.
Enttäuscht
Etwas enttäuscht zeigt sich der Wolfsbeauftragte des Heeres, Christian Kubitschka vom Truppenübungsplatz Allentsteig, wo bisher ein regionales Monitoring stattfand: "Wir hätten eigentlich gemeinsam mit dem Land ein viel umfangreicheres Programm geplant gehabt, bei dem Wölfe und Rotwild besendert worden wären, um die gegenseitige Beeinflussung zu erforschen Das, hören wir leider, ist vorbei."
So, als ob es keinen EU-weiten Schutz des Wolffes gäbe, agierten Ende November die Gemeinderäte von Bruneck in Südtirol. So stimmten 16 der 26 Räte für einen Antrag der Fraktion Südtiroler Freiheit, dass Südtirol bären- und wolfsfreies Gebiet bleibt. Wie sich das gesetzeskonform umsetzen ließe, kam nicht zur Sprache.
Jedenfalls werden nun Südtiroler Landesregierung und Landtag aufgefordert, bei der römischen Zentralregierung dafür einzutreten, damit Südtirol autonome Zuständigkeiten für das Management von Wolf und Bär erhält. Gleichzeitig fordert die Gemeinde, dass der Schutzstatus für Wölfe gesenkt werden soll. Mit einem derartigen Wunsch ist allerdings sogar der deutsche Landwirtschaftsminister bei der zuständigen EU-Kommission glatt abgeblitzt (siehe nebenstehender Bericht)
Nun sollen alle Bürgermeister Südtirols beauftragt werden, alle rechtlich zulässigen Maßnahmen zu setzen, um die Gemeinden raubtierfrei zu halten.
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