KURIER-Gespräch: Abgelegene Quartiere in der Kritik

A. Izdebska, M. Liebenauer-Haschka, S. Baierl (KURIER), H. Longin, W. Buchebner
Experten diskutierten, wie Integration gelingen kann.

Seit 1. November ist das Quartier Henry Dunant (QHD) auf dem Gelände des Flughafen Wien-Schwechat geschlossen. Die Bewohner wurden damals vom Land Niederösterreich aber nicht in umliegende Gemeinden übersiedelt, sondern in teils abgelegene Dörfer. "Auf Berge in Orte, deren Namen ich noch nie zuvor gehört habe, wo Kurse weit entfernt sind, und es nicht einmal Schulen gibt", sagt Magdalena Liebenauer-Haschka.

Sie ist Sozialarbeiterin und freiwillige Helferin. 32 Asylwerber mussten ihre Plätze in Deutsch- und Basisbildungskursen aufgeben. Die Übergangsklasse in einer Schwechater Schule musste wegen mangelnder Besucher aufgelöst werden. "Wie so Integration gelingen soll, ist mir schleierhaft."

Beim KURIER-Gespräch im Raiffeisen-Forum diskutierten Dienstagabend Magdalena Liebenauer-Haschka, Wolfgang Buchebner (Connect:Mödling), Helga Longin (Unser Bruck hilft), Marketingchefin und Ex-Unternehmerin Aleksandra Izdebska mit KURIER-Karriere-Ressortleiterin Sandra Baierl zum Thema "Wie Integration gelingen kann".

Private Unterbringung

Und in einem Punkt waren sich die Teilnehmer besonders einig: Wer Asylwerber in abgeschiedene Orte, in organisierte Grundversorgungsquartiere – etwa in ehemalige Gasthöfe – verfrachtet, könne sich keine Integrationsfortschritte erwarten.

Deshalb erntete auch der Vorstoß der Regierungsverhandler, Asylwerber nur noch in organisierten Quartieren und nicht mehr privat (etwa bei Familien) unterzubringen, harsche Kritik. "Da legt uns die Politik ganz große Steine in den Weg", sagt Sozialarbeiterin Liebenauer-Haschka.

Helga Longin vom Verein "Unser Bruck hilft" hält solche Quartiere für "brandgefährlich": "Wo werden sich die Menschen eher radikalisieren? Wenn sie abgeschottet leben oder wenn es Kontakt zu Helfern gibt?"

Was also braucht es für eine erfolgreiche Integration?

"Ich glaube, Integration lässt sich in kleineren Einheiten am besten umsetzen", sagt Longin. Dazu brauche es gutes Einvernehmen mit den Gemeinden und Netzwerke. Freiwillige etwa und engagierte Lehrer, wie im Fall von Aleksandra Izdebska: "Ihnen bin ich noch heute dankbar", sagt sie.

Wolfgang Buchebner hat noch einen Tipp: "Unvoreingenommenes Zugehen aufeinander. Angst vor Flüchtlingen haben nur jene, die keine kennen."

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