Kritik: Wohnungen nach Sympathie vergeben

Murat Sensoy (links) wurde Gemeindewohnung verwehrt; Sein Chef Georg Punz half bei der Suche nach einer neuen Bleibe für Sensoy und seine Familie
„Beinahe-Mieter“ übt heftige Kritik an undurchsichtiger Vergabepraxis in der Gemeinde.

Murat Sensoy landete beinahe auf der Straße. Der Familienvater suchte eine neue Bleibe, fand in Blumau-Neurißhof (Bezirk Baden) schließlich eine geeignete Wohnung für sich, seine Frau und den zweieinhalbjährigen Sohn. Er kündigte den alten (zu teuren) Mietvertrag und freute sich auf den Umzug. Der Deal platzte im letzten Moment. Daran sei Bürgermeister Gernot Pauer Schuld. „Offenbar werden in Blumau-Neurißhof freie Wohnungen nicht nach sozialen Gesichtspunkten, sondern nach Sympathie vergeben“, sagt er.

Sensoy lebt mittlerweile 23 Jahre in Österreich, seit 2006 besitzt er die österreichische Staatsbürgerschaft. „Er ist einer unserer fleißigsten und freundlichsten Mitarbeiter“, schildert Arbeitskollege Georg Punz. „Diese Entscheidung ärgert mich und ist unverständlich“, so Punz.

Im Frühling entdeckte Sensoy die 60 große Wohnung im Internet und wurde am Gemeindeamt vorstellig. „Zuerst hat alles gut ausgesehen, ich habe mich mit der Vormieterin über die Höhe der Ablöse geeinigt und einen Vertrag aufgesetzt“, schildert der Arbeiter.

Dann kam alles anders. „Nach zwei Wochen hieß es, dass wir die Wohnung nicht bekommen.“ Bürgermeister Gernot Pauer wolle abwarten, „ob sich vielleicht noch ein Österreicher meldet“. Anfragen am Gemeindeamt blieben laut Punz unbeantwortet. „Das ist schade, ich bin über das Vorgehen enttäuscht“, erklärt Sensoy.

Ortschef wehrt sich

Bürgermeister Gernot Pauer bestreitet die Vorwürfe. Die Wohnungen seien im Eigentum einer Genossenschaft, die Gemeine könne lediglich Empfehlungen aussprechen. „Diese werden strikt nach sozialen Gesichtspunkten oder nach Reihung vergeben. Dass Herr Sensoy gebürtiger Türke ist, spielt dabei keine Rolle“, unterstreicht Pauer.

Mittlerweile gibt es in der Causa ein kleines Happy End. Murat Sensoy fand im Bezirk Baden eine andere Wohnung für seine Familie.

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