Kritik von Marketing-Profi, weil Stadt „gut ankommen“ will

Neue Amstettener Werbestrategie wurde von der früheren SPÖ-Bürgermeisterin Ursula Puchebner (M.) mit Werbeexperten im September des Vorjahres präsentiert
Amstetten: Experte ortet durch Verzicht auf frühere Werbelinie Schaden, ÖVP und SPÖ halten an Austausch des Markenauftritts fest

Als „Musterbeispiel unprofessioneller Markenführung“ kritisiert Werbeprofi Reinhard Peneder den von seiner Heimatstadt Amstetten eingeleiteten neuen Marketingauftritt. Vor seiner Pensionierung half er als Marketing- und Markenverantwortlicher eines Amstettener Konzerns beim Aufbau des Werbeauftritts der Mostviertel- stadt mit. Dass frühere Erfolge über Bord geworfen wurden, sieht er als großen Fehler. Wenig Zustimmung erhält er dafür aus dem Rathaus.

Zu einer Zeit, in der wegen der Corona-Krise weder Events noch politische Großtaten Platz für große Marketingauftritte lassen, könnte die im Herbst gestartete Imagekampagne noch korrigiert werden. Peneder sieht einen langfristigen Schaden für die Stadt. „Schließlich hat es viel Geld gekostet, das Corporate Design aufzubauen“, sagt er. Den Slogan „Amstetten, Pulsschlag des Mostviertels“ durch den völlig austauschbaren Sager „Amstetten kommt gut an“ zu ersetzen, sei unnötig gewesen, so Peneder im KURIER-Gespräch. „Die Stadt ist bereits eine lange bestehende Marke, der man ein neues, unpassendes Outfit umhängt“, kritisiert er. Ein großer Fehler sei es, den Bezug zum Mostviertel und somit die Führungsrolle in der Region abgegeben zu haben.

Den ersten Widerspruch zur Kritik Peneders lieferte SPÖ-Stadtvize Gerhard Riegler. War doch der Markenwechsel eine der letzten größeren Aktivitäten der früheren SPÖ-Stadtchefin Ursula Puchebner. Sie hatte die Imagepolitur als ein Ergebnis des zweijährigen Strategieprojekts „City-Kompass“ umgesetzt.

Vereinheitlichung

Puchebner wollte ein einheitliches Erscheinungsbild für die Stadt. Zum Start wurden 90.000 Euro freigegeben. Die Vereinheitlichung der Auftritte der Abteilungen und Firmen der Stadt nennt auch Riegler als einen Hauptgrund für den Markenwechsel.

Aber auch der neue ÖVP-Bürgermeister Christian Haberhauer sieht absolut keinen Grund, die neue Werbelinie wieder einzustampfen. Nicht nur die einhellige Beschlussfassung durch den früheren Gemeinderat sei der Grund dafür. Der neue Markenauftritt sei gelungen, glaubt Haberhauer. „Die Umsetzung in allen Bereichen sollten wir beschleunigen. Außerdem bleibt Amstetten ja als Wortmarke erhalten und weiter der Pulsschlag des Mostviertels“, proklamiert der Stadtchef.

Kommentare