Studie aus Krems schenkt reinen Wein ein: Kein Bedarf an Nachhaltigkeit
Anders als bei Champagner sind nachhaltig produzierte Weine generell noch wenig gefragt. Laut einer repräsentativen Umfrage der IMC FH Krems unter mehr als 4.500 Weinkonsumenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Bereitschaft höhere Preise für umweltschonende Weine zu bezahlen, sehr gering.
Dabei sind nachhaltige Produktionsmethoden auch hier in Niederösterreich auf dem Vormarsch: Bereits 432 Betriebe setzten 2021 laut dem Österreich Wein Marketing in ihren Weingärten auf eine biologische Bewirtschaftung. So wird auf etwa 14 Prozent der landesweiten Anbaufläche bereits biologischer Wein geerntet.
"Weniger vollmundig und sauer"
„Zahlreiche Top-Betriebe, die qualitativ zur Spitze Österreichs zählen, hängen es aber nicht an die große Glocke, obwohl sie das seit Jahren tun“, weiß der Leiter des Studiengangs „International Wine Business“, Albert Stöckl.
Der Grund: „Beim österreichischen ,Durchschnittskonsumenten’ hält sich eisern das Vorurteil, dass Bio-Wein weniger vollmundig und saurer ist – also ,schlechter’.“ Genau das Gegenteil beweist eine Analyse des „Gault & Millau Weinguides“, worin biodynamische Weine signifikant besser abschneiden.
Studiendesign: Ein Forschungsteam der FH Krems untersuchte im Auftrag des Landwirtschaftministeriums die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Weinkonsumenten. Neben einer Umfrage unter 4.553 Konsumenten wurden auch Diskussionsrunden und Experteninterviews abgehalten
3.886 Hektar Weingarten wurde 2021 in NÖ biologisch bewirtschaftet. Das entspricht knapp 14 Prozent der Gesamtfläche
Genauso hartnäckig halte sich – ähnlich wie bei Äpfeln oder Tafeltrauben aus dem Supermarkt – die Vorstellung, dass die Weinproduktion in keiner Weise umweltschädlich ist. „Dies entspricht weder beim Wein noch bei den anderen Produkten den Gegebenheiten“, klärt Stöckl auf.
Schlechte Ökobilanz für Weinproduktion
Pflanzschutz- und Düngemittel aber auch Bewässerung, Energieverbrauch, die Bearbeitung im Weingarten und -keller und vor allem die Einweg-Glasflaschen drücken auf die Ökobilanz des Rebensafts.
Das Interesse der Konsumenten, mehr über die Auswirkungen der Weinproduktion auf die Umwelt zu erfahren, hält sich in Grenzen, so Stöckl: „Wein ist ein Genussmittel und Relaxans. Ein Studienteilnehmer hat es in der Diskussionsrunde sehr schön formuliert: ,Wenn ich abends ein Glas Wein trinke mit Freunden, ist das der einzige Moment, an dem ich mal nicht die Welt retten will.’“
Ambitionen in der Branche
Dennoch werden biologische und nachhaltige Weine immer häufiger werden, so der Experte: „Nicht unbedingt, weil es der Konsument verlangt. Sondern vor allem weil die Ambitionen in der Branche selbst vorhanden sind – vonseiten innovativer Erzeuger und auch von vielen Wiederverkäufern.“
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