Neuer Themenweg in Krems: NS-Vergangenheit wird sichtbar

Neuer Themenweg in Krems: NS-Vergangenheit wird sichtbar
Unter dem Titel „KremsMachtGeschichte“ wurden 24 Stationen an historischen Schauplätzen markiert.

Von Anna Kindlmann

In der Dinstlstraße 3 gibt es heute ein Wettlokal. Was viele nicht wissen: An dieser Stelle stand einst eine jüdische Synagoge. 1894 eingeweiht, erfuhren sie und rund 300 Jüdinnen und Juden die gewaltsame Machtübernahme der Nationalsozialisten. Neue Besitzer ließen das Gebäude 1978 schließlich abreißen.

Das ist eine der Geschichten, die künftig auf die nationalsozialistische Vergangenheit in Krems aufmerksam machen sollen. An 24 grünen Wimpeln erkennen Interessierte die historischen Schauplätze, die in der ganzen Stadt verteilt sind. „Das Ziel ist‚ die Zeitgeschichte von Krems auf eine moderne Art und Weise zugänglich zu machen, ohne dabei mit dem Finger auf jemanden zu zeigen“, betont Kulturamtsleiter Gregor Kremser. 

Die Stationen sind eingeteilt in die Themen „Jüdisches Leben“, „Widerstand“, „Verfolgung“ und „Bekämpfung“. Viele der Schauplätze sind in der Vergangenheit umgebaut oder zerstört worden und werden erst mit Bildern und an den Stationen erkenntlich.

Die Informationen zu jedem der 24 Plätze sind dort mit einem QR-Code verschlüsselt. Scannt man diesen mit der Handy-Kamera, erscheint die Geschichte dazu. Es soll ein Anstoß sein, sich aus eigener Initiative über historischen Tatsachen, die bisher eher „stiefmütterlich„ aufgearbeitet wurden“, Gedanken machen zu können.

Auseinandersetzung mit Vergangenheit

Das Konzept dafür wurde unter anderem mit der Initiative Purpurkultur und dem Historiker Robert Streibel gestaltet. „Dabei geht es auch darum, Klarheit über die Begriffe Widerstand und Zerstörung zu schaffen und die Zeitgeschichte aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen.“, sagt Kremser. Zum Beispiel erzählt die ehemalige Tabakfabrik die Geschichte von arbeitenden Frauen in den 1930er-Jahren. Die Fabrik wurde zum Ort des organisierten Widerstandes.

Offiziell eröffnet werden die Schauplätze am 12. April in der Dominikanerkirche. Die Gemeinde hoffe auch auf viele Schülerinnen und Schüler, die sich so mit der Vergangenheit erstmals auseinandersetzten können. Die Informationen sind auf Deutsch und Englisch aufbereitet, und somit auch für Touristen zugänglich. 

Infos unter: kremsmachtgeschichte.at

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