Schon im Jahr 2021 zeichnete die Straßerin für die Ausstellung „Wo sind sie geblieben. Die Frauen von Krems“ verantwortlich. Dabei wurden die wenigen bekannten und viele bislang unbekannte oder vergessene Persönlichkeiten aus den letzten 150 Jahren präsentiert. Doch warum ist es überhaupt wichtig, spezifisch zum Thema Frauengeschichte zu forschen? „Die allgemeine Geschichte ist zum größten Teil Männergeschichte. Was wir unter Geschichte verstehen, ist vor allem ,his story‘“, erklärt Blaschitz. Im Englischen erkenne man das schon an der Bezeichnung. „Es ist seine Geschichte und ,her Story‘ ist völlig unterrepräsentiert.“ Dabei kommt Blaschitz gleich zum nächsten Argument, das sie oft zu hören bekommt: Frauen hätten nichts geleistet. „Das ist eben nicht so. Fakt ist: Selbst, wenn Frauen zu ihrer Zeit bekannt und anerkannt waren, werden sie nicht in der Geschichte abgebildet“, sagt Blaschitz.
So habe etwa Theresia Rotter, erste Kustodin des Kremser Stadtmuseums, in den 20er-Jahren noch die Ehrenbürgerschaft der Stadt bekommen. „In den 30er-Jahren ist sie gestorben, mehr wurde in der Kremser Geschichte nicht dokumentiert. Sie wurde völlig vergessen.“
Unsichtbares
Und damit ist man genau in dem Metier, das Blaschitz besonders interessiert. Das Nicht-Erzählte: „Ich hatte tatsächlich immer das große Interesse, mich mit Dingen zu beschäftigen, von denen man noch nichts weiß, und wollte etwas Neues hinzufügen. Mich interessiert die unsichtbare Geschichte.“ Gerade jene historischen Ereignisse und Figuren, die man erst suchen müsse, seien spannend.
Die noch nicht erzählten Geschichten findet Blaschitz überall. So hat sie sich lange mit dem kleinen Ort Nonndorf im Waldviertel beschäftigt. „Das war ein ganz schönes Projekt von nicht sichtbarer Geschichte, die hervorgehoben werden kann.“
Kreative Recherche
Hier könne man eben nicht einfach ins nächste Museum gehen. Sie müsse zuerst Personen finden, die etwas erzählen können. „Das macht es ein Stück weit schwieriger.“ Man würde dann mit weniger beachteten Quellen arbeiten, wie etwa Heirats-, Tauf- und Sterbebücher. „Das ist eben keine Herrschaftsgeschichte, wo jemand erzählt, was der König gemacht hat. Man muss kreativer sein.“
Aktuell beschäftigt sich Blaschitz noch tiefer gehend mit der Tabakfabrik in Krems, die in den 1850er-Jahren eröffnet wurde. Besonders daran war, dass hier hauptsächlich Frauen gearbeitet haben. „Innerhalb kürzester Zeit waren Frauen aus der ganzen Monarchie in dieses verschlafene, ländliche Krems gekommen“, sagt Blaschitz. Was das damals mit der Region gemacht hat und welche Frauen dort gearbeitet haben, ist Teil der Forschung. Außerdem soll daraus eine Dauerausstellung in den historischen Mauern der Fabrik entstehen. Hier sei man aber noch am Anfang. Blaschitz hat einen Aufruf gestartet, um mehr über die Arbeiterinnen, oder, wie sie herablassend genannt wurden, „Tschickweiber“, herauszufinden. Hinterlassenschaften, Dokumente, Bilder – alles kann helfen.
Beeindruckende Frauen hat Blaschitz in ihren Recherchen unzählige kennengelernt. Besonders imponiert ihr eine Gruppe von Widerstandskämpferinnen, die in der Tabakfabrik gearbeitet haben. Leopoldine Puhl etwa wurde beschuldigt, für die „Rote Hilfe“ (eine Hilfsorganisation, die geflohene oder inhaftierte kommunistische und sozialdemokratische Parteimitglieder und deren Familien unterstützte) gespendet und weitere zur Spendentätigkeit angeworben zu haben.
Frauen sind eben auch im Widerstand nicht nur in den hinteren Reihen gestanden. Blaschitz wird ihre Geschichte unermüdlich weiter erzählen.
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