Jugendorchester der EU übersiedelt nach Österreich
Das European Union Youth Orchestra (EUYO) ist die einzige kulturelle Institution der EU. Es besteht aus Nachwuchsmusikern aus allen 27 Mitgliedsstaaten.
Gegründet wurde es bereits im Jahr 1976 – es hat britische Wurzeln und hatte lange Zeit seinen Sitz in London. Mit dem Brexit trennte sich Großbritannien nicht nur von der EU, auch für das Orchester konnte es nicht mehr länger Heimatort sein. 2018 zog man daher nach Italien um (offiziell nach Rom, gearbeitet und musiziert wurde aber parallel in Ferrara). „Man könnte das als zweite Phase bezeichnen. In London hatten wir nur ein Büro, in Italien ein Büro in Rom und in Ferrara dann auch einen Spielort. Alles wurde lebendiger. Nun sind wir in der dritten Phase“, kommentierte Marshall Marcus, Generalsekretär des EUYO, den Umzug nach Österreich, den Umzug ins nö. Grafenegg, der Sommerresidenz des Orchesters.
Kooperation seit 13 Jahren
Seit 2009 gibt es eine Kooperation zwischen Grafenegg, das sich mit der Open-Air-Bühne „Wolkenturm“ als ein kulturelles Zentrum für klassische Musik etabliert hat, und dem EUYO. Jeden Sommer gastiert das Orchester mit allen Musikerinnen und Musikern drei Wochen in Niederösterreich. Mit 2023 wird es zur dauerhaften Residenz. Möglich macht das eine Vereinbarung mit dem Land NÖ, Grafenegg (die bereits bestanden hatte) und einer neuen mit dem Bund. Dieser wird laut Grafeneggs Geschäftsführer Philipp Stein 400.000 Euro über vier Jahre an das EUYO ausbezahlen.
Das Orchester besteht aus maximal 140 Musikern. Bei einem Vorspielen wird jedes Jahr aus bis zu 4.000 Kandidatinnen und Kandidaten zwischen 14 und 24 Jahren ausgewählt. Auch jene, die bereits im Orchester spielen, müssen daran teilnehmen und um ihren Platz kämpfen. Jedes Jahr werden in den Mitgliedsstaaten Probespiele durchgeführt und mehrfach auf Tournee gegangen. EUYO-Mitglieder ziehen aber nicht dauerhaft nach NÖ, sondern nur die Administration und Organisation.
Klassik-Nachwuchs
„Sie haben herausragenden Nachwuchs, der nach der Zeit beim EUYO in der Musikwelt weiter große Karriere macht“, so der für internationale Beziehungen zuständige nö. Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP). Tatsächlich werden später rund 90 Prozent der Mitglieder professionelle Musiker.
In Grafenegg sieht man das auch als Chance, damit die klassische Musik für junge Menschen interessant bleibt: „Dafür brauchen wir auch junge Menschen auf der Bühne, das schafft mehr Glaubwürdigkeit, wenn da auch jemand dabei ist, mit dem man sich identifizieren kann“, betont Stein.
Marcus kündigte das neue Projekt „Music Hub Austria“ an, eine (digitale) Lernplattform für junge Musiker, zunächst in NÖ, später in ganz Österreich.
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