Krems: Nein zu futuristischem Neubau
Groß ist die Enttäuschung bei vielen der 9000 Mitglieder des ÖAMTC-Zweigvereins Krems: Die Stadt hat den futuristischen Plan für ein neues Stützpunktgebäude rundweg abgelehnt. Nach der Umplanung blieb ein nüchterner Block, der nichts mehr mit dem aufregenden Haus zu tun hat, auf das sich viele gefreut hatten. "Bis heute hat mir niemand erklärt, welche Argumente dagegen gesprochen haben", schmollt der Vize-Obmann der Kremser ÖAMTC-Zweigstelle, Ferdinand Weber.
Folge der städtischen Entscheidung war nicht nur die Umplanung, sondern auch eine mehrmonatige Verzögerung des Baustarts.
"Viele unserer Mitglieder sehen nicht ein, dass das Projekt überhaupt vom Gestaltungsbeirat geprüft wurde, der es abgelehnt hat", erklärt Weber. Aus seiner Sicht ist die Lage des Baugrundstücks zwischen Tankstelle, Frachtenbahnhof und Umspannwerk nicht als besonders sensibel zu werten. Also richtete er eine entsprechende Anfrage an Bürgermeisterin Inge Rinke und den Magistrat.
Gerechtfertigt
Magistratsdirektor Karl Hallbauer antwortete im Namen seiner Chefin: Die Größe des Vorhabens sei der Grund für die Befassung durch den Gestaltungsbeirat. Außerdem mache die Lage direkt an der Umfahrung und einer Stadteinfahrt den Bau zu einer Angelegenheit mit öffentlichem Interesse. Das rechtfertige den Einsatz des Beirats zusätzlich.
"Damit ist aber noch nicht erklärt, mit welchen Argumenten seine Mitglieder den ersten Entwurf abgelehnt haben. Ich glaube, unser Zweigverein verdient angesichts seiner vielfältigen Aktivitäten, von der Stadtgemeinde unterstützt, zumindest aber umfassend aufgeklärt zu werden", beharrt Weber.
"Da muss er mit dem Gestaltungsbeirat sprechen", antwortet Hallbauer auf KURIER-Nachfrage. Der ortet interne Kommunikationsschwächen im ÖAMTC. "Bei der Sitzung war bestimmt ein ÖAMTC-Vertreter dabei."
KOMMENTAR: Nah und Fern Was sind da für Zeiten angebrochen, werden alteingesessene ÖAMTC-Mitglieder angesichts dieser Ereignisse seufzen: Wenn es nicht einmal mehr Vorteile bringt, einem ÖVP-nahen Verein anzugehören, dessen Obmann (Alfred Göbhart, Anm.d.Red.) sogar als Jahrzehnte lang treu dienender Mandatar für die Partei im Gemeinderat sitzt.
Andere werden es als Wohltat empfinden, wenn die Stadtverwaltung eine der Bürgermeisterpartei nahe stehende Organisation nicht bevorzugt, sondern genauso streng behandelt wie andere.
Man könnte direkt ein klares Konzept dahinter vermuten. Gäbe es nicht mehrere Beispiele dafür, dass die Verwaltung – mit oder ohne Gestaltungsbeirat – selbst in der Altstadt von Stein Bauten genehmigt, die vielen in den Augen weh tun. Obwohl der Bereich zum Weltkulturerbe gehört, während der Bauplatz des ÖAMTC außerhalb und in großer Distanz zu historischer Altbausubstanz liegt.
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