Aufarbeitung eiszeitlicher Funde

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In der Gozzoburg werden 300 Schachteln, prall gefüllt mit 19.000 Jahre alten Artefakten katalogisiert.

Einer der größten archäologischen Schätze Niederösterreichs liegt seit gut zehn Jahren unbeachtet in Schachteln: Tausende Steine und Knochen aus der Eiszeit, die im so genannten Grubgraben bei Hadersdorf-Kammern, Bezirk Krems, gefunden wurden. Jetzt hat erstmals die systematische Aufarbeitung der rund 19.000 Jahre alten Gegenstände begonnen. Sie soll klären, wie die Menschen der Eiszeit lebten.

„Der Fundort liegt dort, wo eine Besiedlung bisher nicht denkbar war: Direkt an der Grenze des Eises bei seiner größten Ausdehnung“, erklärt Projektleiterin Christine Neugebauer-Maresch. Die Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften nahm sich der Funde an. Mit Hilfe von Studenten aus Köln und Wien arbeitet ihr Team das umfangreiche Material auf, das seinerzeit als Behausung eines Schamanen interpretiert wurde.

Dokumentation

Gearbeitet wird in der Gozzoburg in Krems. Ein Problem gibt es allerdings: Ungenaue Pläne und fehlende Unterlagen machen den heutigen Forschern das Leben schwer. „Leider ist die Ausgrabung ganz schlecht dokumentiert“, sagt Neugebauer.

Einer der Haupt-Ausgräber, der im Jahr 2000 verstorbene Friedrich Brandtner, hatte nach einem langen Auslandsaufenthalt ohne archäologische Betätigung hinter sich, als er in Österreich wieder wissenschaftlich zu arbeiten begann. Er wusste daher nichts von den damals neuesten Entwicklungen in der Grabungsdokumentation. Brandtner hinterließ rund 300 mit bis zu 80.000 Fundstücken gefüllte Schachteln. Der Inhalt gehört dem nö. Landesarchiv, das jetzt die Untersuchung in Auftrag gegeben hat.

Trotz aller Schwierigkeiten genießt es das Team, die beeindruckenden Stücke zu bearbeiten. Darunter durchbohrte Fuchszähne, Schneckenhäuser, Steinbohrer oder bearbeitete Elfenbeinstücke, die das Geschick der Hersteller widerspiegeln.

Die spektakulärsten Funde – darunter eine weltweit beachtete Knochenflöte – sind nicht mehr dabei; die liegen in Museen. Dafür aber zahlreiche durchbohrte Geweihstäbe, über deren Funktion man bis heute rätselt.

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