Kreative Köpfe
Sie sind kreativ und leidenschaftlich. Sie haben eine Idee, für die sie nicht selten mehr als 40 Stunden arbeiten. Daneben haben sie einen zweiten Job, um Geld zu verdienen. Das alles verbindet vier Kleinunternehmer, die der KURIER in ihren Werkstätten besucht hat.
Das war es bereits mit den Gemeinsamkeiten. Denn ihre Produkte könnten nicht unterschiedlicher sein. Unterwäsche aus Metall erzeugt Markus Schöngrundner aus Gloggnitz. Die Idee hat der Metallkünstler einem Freund zu verdanken, den seine Übungen zum Blechtreiben (Formen des Bleches), an BH-Schalen erinnerten. Der erste Prototyp und eine Geschäftsidee folgten. Das war vor einem Jahr. Seither hat Markus Schöngrundner, gelernter Schlosser, unter dem Label "freakmetal" rund 20 solcher BHs hergestellt. Allesamt maßgefertigte Unikate. Einfache Triangel-BHs aus den Händen des Metall-Liebhabers bekommt man für 90 Euro. Selbstbewusste Trägerinnen können mit Schöngrundners Fabrikaten auch ins Freibad gehen, "nur in die Sonne würde ich mich damit nicht legen. Das könnte heiß werden".
Behinderter Hund
Haben Sie schon einen Hund mit Rollstuhl gesehen? Was für die meisten Menschen eine Kuriosität ist, ist für Miriam Mader Alltag. Die 31-Jährige erzeugt unter dem Namen "Tierschuh" in ihrer Werkstatt in Leobendorf Rollstühle, Prothesen und Orthesen für Tiere. Aufträge übernimmt sie nur, wenn es für das Tier auch zumutbar ist. "Die Vorderbeine sollten noch funktionieren, damit ein Rollstuhl hilft", erklärt die Expertin. Der Großteil ihrer Arbeit besteht aus Tüfteln und Probieren. „Für Tiere gibt es nicht die passenden Teile. Die muss ich alle erst selbst konstruieren." Denn Mader ist in Österreich die einzige derartige Produzentin. Alle Produkte der gelernten Orthopädiemechanikerin sind handgefertigte Maßarbeit. Die Konstruktionen müssen gut sitzen. Nur so werden den Vierbeinern Amputationen und Folgeverletzungen erspart.
Trotz der langen Arbeitszeit – der Bau eines Rollstuhles dauert etwa 24 Arbeitsstunden – bietet Mader sie zwischen 450 und 650 Euro an. "Das ist eigentlich zu günstig, aber ich möchte damit auch helfen. Es soll leistbar bleiben."
Zweites Leben
Auch für Brigitte Wagner stehen ihre Kunden im Vordergrund. "Kinder sind immer mehr wie kleine Erwachsene gekleidet. Das hat mich gestört", kritisiert sie. Deshalb verwandelt sie in ihrem Keller-Atelier in Pressbaum Papas "fade" Büro-Hemden zu bunten Kleidern oder Hemden für Kinder – mit quietschenden, klingelnden Zusatzfunktionen zum Spielen. Der Schritt zum eigenen Unternehmen war eine Folge dessen,"dass sich Beruf und Kinder nicht ohne Probleme vereinbaren lassen".
So sattelte die klassische Sängerin um, und gründete 2010 ihr Label "Kamaeleon", um von zu Hause aus arbeiten zu können. Weil sie das auch anderen Müttern ermöglichen möchte, gibt sie Näharbeiten oft weiter. Die Ideen zu Ponys, denen man die Mähne frisieren kann oder einem Küken, das aus einem Ei schlüpft, hat sie sich ausgedacht. Die verwendeten Materialien sind durchwegs umweltfreundlich – alte Hemden und Recyclingfleece aus PET-Flaschen.
Ganz aus der Umwelt stammt der Rohstoff für ihr Produkt. Das Trio Alexander Bergner, Matthias Schmidt und Falk Micklisch produziert seit einigen Monaten in Purkersdorf aus Bambus Räder mit Rahmen. "Der Verkauf läuft seit Herbst. Bis dahin mussten wir in Ghana alles auf Schiene bringen." Dem dortigen Produzenten Ibrahim Nyampong wurde die eigens ausgetüftelte Bauweise beigebracht.
Produziert wird fair, "unser Produzent verdient nach dortigen Verhältnissen gut." Zu kaufen gibt es die handgearbeiteten Bambusräder ab 1790 Euro. Hobbybastler können in einem Kurs ihr Rad auch selbst bauen. Demnächst vielleicht auch als Elektrorad.
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