Kostnotizen der austro-ungarischen Weine

KURIER.at hat die Weingüter der jungen Winzer in Ungarn besucht und die Weine getestet, hier lesen Sie wie sie schmecken.

Die Weine vom Südufer des Neusiedler Sees sind für österreichische Gaumen keineswegs exotisch, aber es handelt sich durchwegs um eigenständige Tropfen mit Charakter. Es gibt klaren Terroirbezug und die Handschrift der Winzer ist erkennbar.

Kékfrankos Spern Steiner 2005 von Franz Reinhard Weninger: In der Nase markante Mokka-Aromen, Bitterschokolade, Unterholz, Rosmarin und Pfeffer. Am Gaumen die Erfüllung: Wow! ganz feine, engmaschige Textur, runde Tannine, feine Pikanz, vibrierende Mineralität und schöner Trinkfluss. Da passt alles. Kein Barriquebomber sondern ein finessenreicher, perfekt ausbalancierter Wein mit langem Leben.

Kekfrankos 2007 von Franz Reinhard Weninger: Kühle, hellbeerige Aromen, Graphit- und Schiefertöne. Am Gaumen fruchtbetont, markante Mineralik, metallischer Charakter und leichtfüßig.

Pfneislzs Charme-Offensive

Kékfrankos - Wieder Gemeinsam - 2006: Dieser Wein erzählt einen Teil der Familiengeschichte - jene Weingärten, die 1920 durch die Grenzziehung verloren gegangen waren, konnten 1993 wieder zurückgekauft werden. Es ist ein fruchtiger Blaufränkisch mit stahligem Aroma, Graphit und etwas Cassis. Am Gaumen Grenadine, Mon Cherie und zarte Tabakanklänge. (6,80 Euro)

Tango 2006: Eine Rotweincuvée aus 60 % Merlot, 30 % Cabernet Sauvignon und 10 % Shiraz. Schöne Aromen nach Wermuth, Veilchen und hellen Beeren. Am Gaumen viel Extrakt und Mineralik, Kirsche, runte Tannine. Insgesamt sehr gewinnend und trinkfreudig. (9,60 Euro)

Távoli Világ 2007: Eine Cuvée, die viel über die Winzerin und ihre Reisen verrät: die cuvéetierten Rebsorten Shiraz, Malbec, Carmenére, Zinfandel und Sangiovese symbolisieren die Stationen ihrer weltweiten Erfahrungssammlung: Australien, Chile, Neuseeland, Kalifornien und Italien. Der Wein ist auch vom Charakter her ein Weltenbummler: Animalisch, ledrig und pfeffrige Würze. Am Gaumen ein schönes Spiel aus Würze und Fruchtsüße, straffe Tanninstruktur, kompakter Kern und viel Trinkspaß. (10 Euro)

Kékfrankos - Kühle Eleganz - 2004: Die Premium-Weine bekommen immer jahrgangstypische Beinamen. Kühle Eleganz steht für einen vergleichsweise kühlen, aber umso eleganteren Jahrgang. In der Nase dominieren Rum-Kirschen und Zwetschkenröster, dazu eine Idee von Holznoten wie Mokka und Vanille. Am Gaumen voll und weich mit runden Tanninen. Sehr harmonisch, rassige Würze im Abgang. (14 Euro)

Impression Rouge - The Starling's Favourite - 2005: Dieser Jahrgangsbeiname ist weniger erfreulich, er spielt auf schmerzhafte Verluste durch Stare an. Der Wein hat aber den Vögeln schon geschmeckt und uns um nichts weniger: die hochklassige Cuvée aus Kékfrankos, Merlot und Cabernet Sauvignon ist ein toller Wein von internationalem Format: Feine Röstaromen, Tabak, Mokka. Am Gaumen runde Tannine, leicht adstringierend, etwas Rumtopf und langer Abgang. (18 Euro)

Der ungarische Eisenberg

Dutzende Kilometer weiter südlich wurde dem Weingut Wachter-Wiesler der berühmte Eisenberg auf der österreichischen Seite zu klein. Der Südhang der bekanntesten Lage des Südburgenlandes liegt im ungarischen Vaskeresztes. Der dort gekelterte Kékfrankos Vaskeresztes stammt von 60 Jahre alten Rebstöcken. Die Wachter-Wiesler Erstausgabe aus dem Jahr 2005 ist in der Nase etwas verhalten, aber mit feinen sortentypischen Kirscharomen, Cassis und vielversprechender Würze. Am Gaumen herzhaft saftig, Herzkirschen, viel Extrakt, unterstützende, aber untergeordnete Mineralität. Ein wunderbarer Trinkwein mit viel Frucht und regionstypischer Stilistik. (7,50 Euro)

Hommage an Hayden 2007

Die Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon vom Weingut Esterhazy besticht mit würzigen Aromen nach schwarzem Pfeffer, etwas Eukalyptus, dunkler Schokolade, schwarzen Johannisbeeren und Kirsch-Konfit. Am Gaumen wieder markante Würze, Holztöne, gute Balance und saftige Kirsche. Eine schöne Komposition, die dem burgenländischen Musikgenie zur Ehre gereicht. (12 Euro)

Etyeki Kúria Pinot Noir 2007

Der internationale Vertreter aus dem Sortiment der Familie Ottrubay stellt sich mit einem vielschichtigen Duftpotpourri vor: Veilchen, überreife Erdbeeren, Himbeer-Sirup und leicht alkoholische Töne. Auch am Gaumen vielschichtig, lebendige Säure, charakteristische Mineralik. Für österreichische Geschmäcker etwas viel Restzucker, vielleicht etwas inhomogen, aber insgesamt aber ein spannender Wein, der enteckt werden will.

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