Kornkammer bleibt Problemfall

 
Nitrat im Grundwasser: Behörden arbeiten intensiv an Verbesserungen im Marchfeld.

Das Marchfeld wird gern als die " Kornkammer Österreichs" bezeichnet. Auch seine zentrale Rolle als Gemüselieferant der Ostregion unterstreicht die Wichtigkeit der Landwirtschaft im Osten Niederösterreichs. Doch genau das hat der etwa 900 Quadratkilometer großen Ebene und ihren Bewohnern eine gewaltige Last aufgebürdet. Jahrzehntelang wurde der Boden mit Düngemitteln durchtränkt. Dass Landwirte heutzutage sehr genau auf den Dünger-Einsatz achten, entschärft die Situation zwar, allerdings gibt der Boden seine gedüngte Vergangenheit nur langsam preis.

"Wir legen großen Wert darauf, die Wasserqualität konsequent zu beobachten und zu dokumentieren", sagt Umweltministerin Elisabeth Köstinger.

Messungen im Marchfeld ergeben regelmäßig höhere Nitrat-Belastungen als in anderen Landesteilen. Laut Gesetz darf ein Liter Grundwasser bis zu 45 Milligramm Nitrat enthalten (Trinkwasser bis zu 50 Milligramm). Bis zum Jahr 2010 zeigten Messungen im Marchfeld einen kontinuierlichen Anstieg des Nitratgehalts. Der Mittelwert lag damals bei 72 Milligramm. Laut Wasserabteilung des Landes NÖ ergeben Auswertungen derzeit eine mittlere Belastung von 61 Milligramm pro Liter. Laut dem letzten verfügbaren Jahresbericht wurde das Qualitätsziel an 42 von 72 Messpunkten überschritten. Und aus dem Umweltministerium heißt es, dass einzelne Messstellen "Werte über 100 Milligramm" lieferten.

Aufgrund der geringen Niederschläge in dieser Region erholt sich die Wasserqualität nur sehr langsam. Stellenweise ist das Grundwasser im Marchfeld an die 50 Jahre alt. Heutige Messungen gleichen daher einer Reise in jene Vergangenheit, in der Düngemittel noch relativ sorglos verspritzt wurden.

Dass der geringe Niederschlag ein veritables Problem für die Verbesserung des Grundwassers darstellt, zeigt auch ein Vergleich mit der Steiermark. Das landwirtschaftlich intensiv genutzte Leibnitzer Feld gehört laut Wassergütebericht zu den Böden mit den höchsten Stickstoffüberschüssen. Werden im Marchfeld knapp 40 Kilogramm Stickstoff pro Hektar gemessen, sind es im Leibnitzer Feld mehr als 100 Kilogramm. Deutlich mehr Regen verdünnt das Grundwasser aber rasch, sodass die Nitratwerte deutlich unter jenen des Marchfelds liegen.

EU-Vorgabe

Nun verlangt die Wasserrahmenrichtlinie der EU, dass das Grundwasser der Mitgliedsstaaten bis 2027 einen "guten Zustand" aufzuweisen habe. Eine Vorgabe, die das Marchfeld aktuell nicht erfüllt. "Unser Ziel ist es, in allen Grundwasserkörpern bis spätestens 2027 einen guten Zustand zu erreichen", sagt Ministerinnensprecher Daniel Kosak. Wesentliches Hilfsmittel sei dabei das "Aktionsprogramm Nitrat", das verpflichtende Maßnahmen vorschreibt.

Im Marchfeld untersucht der "Nitratinformationsdienst", ein gemeinsames Projekt von Land und Landwirtschaftskammer, seit Jahren den Boden und gibt Düngeempfehlungen. Jetzt werden die Bodentests massiv ausgeweitet: Bis Anfang März können bis zu 800 Feldstücke geprüft werden, das Projekt soll vier Jahre laufen; Kosten: 192.000 Euro, teilnehmende Bauern müssen sich finanziell beteiligen. Mit entsprechender Gegenleistung, sagt NÖ-Umweltlandesrat Stephan Pernkopf: "Der Düngereinsatz kann passgenau dosiert werden, damit werden Geld und Ressourcen gespart."

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