Konflikt um sterbenskranke Frau
Die Justiz muss sich mit dem Konflikt zwischen der Mutter einer pflegebedürftigen 81-jährigen Waldviertlerin auf der einen Seite, dem Landesklinikum Waidhofen/Thaya und dem Pflegeheim Litschau, Bezirk Gmünd, auf der anderen Seite befassen.
Sie werfen einander vor, die schwer kranke Frau zu vernachlässigen. Erst kam es zu gegenseitigen Anzeigen. Dann zu einem Sachwalterschaftsverfahren. Jetzt hat das Pflegeheim gar ein Betretungsverbot gegen die Tochter der Patientin ausgesprochen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Gutachten eines Spezialisten soll Klarheit bringen.
„Mir geht es fürchterlich, ich weiß nicht, was die mit meiner Mutter machen. Die lassen sie innerlich austrocknen“, klagt die ausgesperrte Ingrid Hammer.
Weil sie ihrer künstlich ernährten Mutter Obst und etwas zu trinken gegeben hat, verhängte das Heim das Betretungsverbot. „Sie gefährdet die Gesundheit der Patientin. Ärztliche Vorschrift war, dass die Frau nichts essen darf“, betont Heimleiter Herbert Höfenbach. Bereits in der Vergangenheit gab es Unstimmigkeiten um die Behandlung der bettlägrigen Frau, die eine Gutachterin als dement, ihre Tochter als geistig voll handlungsfähig bezeichnet.
„Immer wieder fand ich meine Mutter im Kot liegend vor. Klar, dass offene Stellen nicht ausheilen“, kritisiert Hammer.
Eskalation Im vergangenen Herbst eskalierte erstmals die Situation, als die wund gelegene Pensionistin ins Spital kam: Das Krankenhaus regte die Bestellung eines Sachwalters für die Patientin an und zeigte bei der Staatsanwaltschaft grobe Vernachlässigung an. „Das haben wir auf Anraten des Bezirksrichters gemacht“, betont Kliniken-Manager Andreas Reifschneider. Die Tochter sei nicht explizit beschuldigt worden.
Ingrid Hammer beteuert, dass ihre Mutter in deren Wohnung im Waldviertel rund um die Uhr von Pflegekräften betreut worden sei. „Wir hatten auch regelmäßig Ärzte und Pfleger des Palliativdienstes vom Krankenhaus Waidhofen im Haus“, betont Hammer. Die hätten nichts beanstandet. „Im Spital ist ihr Zustand immer schlimmer geworden. Da habe ich verschiedene Dinge kritisiert. Ebenso wie im Heim, wo einiges falsch läuft“, sagt Hammer. Sie meint, das Spital versuche, eigenes Fehlverhalten auf sie abzuschieben.
„Davon kann überhaupt keine Rede sein“, betont Reifschneider.
„Ich verstehe nicht, dass zwei Diplompfleger als 24-Stunden-Betreuung für meine Mutter nicht ausreichen, das Heim, wo viel weniger Personal pro Patient zur Verfügung steht, aber schon“, beharrt Hammer.
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