Klimawandel schafft Potenzial für die Austro-Olive

Olivenhain
Forscher und Studenten in Wieselburg sehen gute Basis, mit der mediterranen Ölfrucht regionale Wertschöpfung erzielen zu können. Rezepte für innovative Produkte, vom Oliven-Cracker bis zum Olivenblatt-Getränk gibt es bereits.

Noch hat die Olive als landwirtschaftliche Kulturpflanze in Österreich den Status einer Liebelei. Aufgrund des Klimawandels sind aber auch bei uns Olivenhaine und Versuchsflächen mit ernsten Absichten immer häufiger anzutreffen. Und so forschen FH-Studenten in den Bereichen Lebensmitteltechnologie und Produktmanagement bereits, welche sinnvollen neuen Produkte hierzulande aus den südländischen Nutzpflanzen produziert werden können.

In fünf Bundesländern werden Oliven mittlerweile in Gärten oder auch schon in größeren Plantagen gehegt. Die Zahl der Betriebe steigt exponentiell. Weil man viel Potenzial in der mediterranen Ölfrucht erkennt, entwickeln Studierende und Forscher am Wieselburger Campus der FH Wiener Neustadt Produktideen aus Früchten und Blättern der Austro-Oliven. Und sie prüfen, wie sich daraus auch marktfähige und nachhaltige Anwendungen für eine regionale Wertschöpfung ableiten lassen.

Forschungsprojekte

Die Projekte "Ölive“ und "o.leaves“ werden vom Austria Wirtschaftsservice gefördert und von den Wieselburger Studiosi gemeinsam mit dem Verein Agro Rebels entwickelt. Die im Burgenland und Wien ansässige Organisation arbeitet mit den heimischen Olivenproduzenten zusammen und hat bereits viel Know-how zur möglichen neuen rot-weiß-roten Kulturpflanze angesammelt.

Projektteam Wieselburg

Das Projektteam gemeinsam mit Projektauftraggeber Lukas Hecke (links).

"Die Agro Rebels und ihre Partnerbetriebe beweisen, dass Klimawandel nicht nur Risiko, sondern auch Chance sein kann. Wir begleiten diese Entwicklung wissenschaftlich und unterstützen die Landwirtinnen und Landwirte bei der Produktveredelung“, berichtet Gernot Zweytick, der Leiter des Fachbereichs Lebensmittelwissenschaften am Campus Wieselburg.

Die Zusammenarbeit läuft seit 2023. Ziel ist, die österreichische Olive von der Frucht über das Blatt bis zu verschiedenen Produkten ganzheitlich wissenschaftlich zu beleuchten.

Passable Ergebnisse

Dabei seien auch schon recht passable Ergebnisse gelungen, berichtet die FH nun. So wurde im Projekt "Ölive“ ausgelotet, wie sich österreichische Oliven in verschiedenen neuen Interpretationen kulinarisch veredeln lassen. Dabei entwickelten sie eine breite Palette an Produktideen – von knusprigen Oliven-Brotcrackern über kreative Aufstriche bis hin zu Eisvarianten oder Getränken.

Olivenbrot-Cracker

Knusprige Olivenbrot-Cracker sind ein Produkt, das die Wieselburger Studenten erarbeiteten.

Alle Produkte wurden sensorisch bewertet und die Rezepte dafür in einer Art Kochbuch zusammengefasst. Die Argo Rebels und deren Partnerbetriebe haben somit eine Handlungsanleitung in Händen, um vielleicht selbst marktreife Produkte zu erzeugen.

Olivenblätter

Doch auch in den Blättern des Olivenbaums, die bislang kaum Beachtung fanden, entdeckten die Wieselburger wertvolle Ressourcen. Analysen hätten gezeigt, dass die funktionellen Eigenschaften der Blätter je nach Sorte, Anbaugebiet und Erntezeit stark variieren, schildert Lebensmittelforscherin Alexandra Koller. Interessante Eigenschaften als Nahrungs- und Genussmittel wurden entdeckt. Da Olivenblätter rechtlich als teeähnliches Erzeugnis oder als Zutat in Lebensmitteln zugelassen sind, ergeben sich neue Potenziale für regionale Getränke- und Teekonzepte.

Was als Experiment begann, hat inzwischen Vorzeigecharakter und zeigt auch auf, wie regionale Wertschöpfung und klimatische Anpassung zusammenspielen können. "Wir wollen zeigen, dass aus österreichischen Oliven nicht nur Öl, sondern eine ganze Palette hochwertiger Lebensmittel entstehen kann“, sagt Lukas Hecke von den Agro Rebels.

Der Verein Agro Rebels 

Im Herbst 2019 gründete sich der Verein Agro Rebels, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, vom Klimawandel bedrohten Landwirten eine Alternative mit neuer Ertragsaussicht zu verschaffen. Drei Gründer, darunter der Wissenschafter Markus Fink, sammelten Erfahrung und Ideen im Ausland,  um  mediterrane Agrarerzeugnisse in Österreich zu testen  und modellhafte Wertschöpfungsketten aufzubauen.

Olivenhain

Olivenbestände zeigten heuer gute Ernte.

"Die Olive haben wir als zentrales Thema, wir interessieren uns aber auch für andere Früchte, etwa für die Goji-Beere oder den Granatapfel“, so Lukas Hecke von den Agro Rebels. Das Interesse an der mediterranen Steinfrucht Olive wachse in exponentiellen Schritten von Jahr zu Jahr, schildert er. Mittlerweile sind 25 Bauern allein bei  Agro Rebels Mitglieder. Gemeinsam mit ihnen konnte man sich heuer über eine sehr gute Ernte freuen, so Hecke. Immerhin zähle man innerhalb des Vereins bereits 5.000 Olivenbäume.

Sortenwahl

Weil die Bäume noch  sehr jung sind, sei die Erntemenge natürlich noch  gering. „Doch in etlichen Jahren  sollte bei einem Ertrag von 20 Kilo pro Baum schon eine gute Menge zur Verarbeitung zur Verfügung stehen“, sagt Hecke. Dann sei es auch ein sinnvolles Ziel, aus den gemeinsamen Erntemengen  Olivenöl pressen zu lassen. 


Vor allem mit  Erfahrungswissen über die richtige Wahl der standortgerechten Baumsorte können die Agro Rebels   angehenden Olivenbauern beim Start gute Dienste leisten. In Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur laufe auch das Projekt, die erste österreichische Olivensorte zu züchten, verrät  Hecke.Wolfgang Atzenhofer

 

Kommentare