Klimawandel macht verwaldete Weinterrassen zu Toplagen

Wachauterrassen rekultivierung Anton Bodenstein
Prominente Winzer wollen alte Weingärten rekultivieren – das Forstgesetz erschwert das Vorhaben.

Jene oft schwindelerregend steilen Trockenmauer-Terrassen, die der Weltkulturerbe-Region Wachau ihr Gesicht geben, sind eigentlich nur der Rest einer einst doppelt so großen Anlage. Nur noch 1400 von einst 2800 Hektar sind mit Wein bepflanzt. Der Rest wurde im Lauf von 500 Jahren aufgegeben, von Wald überwuchert.

Nun eröffnet der Klimawandel die Chance, einen Teil davon zu rekultivieren: Weinstöcke kommen auf höher gelegenen Terrassen mit immer höheren Sommertemperaturen zurecht. Einzige Bremse ist das Forstgesetz, das einmal umgewandelte Flächen nur schwer freigibt.

„Es gibt wieder junge Winzer, die stolz sind, die steilsten Lagen zu bewirtschaften. Einige von ihnen wollen zugewachsene Terrassen rekultivieren, aber das ist sehr schwierig“, erklärt Anton Bodenstein. Der Topwinzer und Bürgermeister von Weißenkirchen in der Wachau hat selber vor einigen Jahren ein verwildertes Terrassen-Grundstück gekauft, das an die berühmte Riede Arzberg angrenzt. „Leider habe ich nur einen kleinen Teil für die Rekultivierung bewilligt bekommen“, sagt er. Dabei wäre das obere, noch zugewachsene Stück, ideal“, seufzt er. Doch das Forstgesetz baut mächtige Hürden auf. Nicht nur, dass mehrere Gutachten nötig seien, um die Genehmigung fürs Roden des Waldes zu bekommen. Es sind auch Ersatzaufforstungen in entsprechender Lage gefordert. Diese Auflage ist nicht leicht zu erfüllen. „Dabei ist die Artenvielfalt im Weingarten größer als im Wald“, meint Bodenstein.

Er rät, eine derzeit einmalige Konstellation zu nutzen, die schon bald wieder vorbei sein kann: „Der Klimawandel macht aus bisher wenig interessanten Terrassen an der Grenze zum Wald absolute Toplagen. Die Betriebe stehen gut da, hätten die Kraft zum Rekultivieren. Da kann uns das Land helfen“, erklärt Bodenstein voller Begeisterung. Allerdings müsse man sich beeilen, weil ein Kontingent für die Ausweitung von Weinbauflächen in zwei Jahren ausläuft.

Denkmalschutz

Gleichzeitig wäre das eine Chance, den Bestand der Terrassen abzusichern, ohne die die Wachau ihr Welterbe-Prädikat nie erhalten hätte. Dass die Terrassen, eindeutig menschliche Bauwerke, überhaupt nicht unter Denkmalschutz stehen, irritiert Wilfried Posch seit Langem. Immerhin, meint der für die Wachau zuständige Spezialist der UNESCO-Organisation ICOMOS, seien alle anderen alten Gebäude geschützt.

Welterbe

Von Melk bis Krems reicht die Wachau. Dieser 36 Kilometer lange Abschnitt wurde im Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe erklärt. In der Deklaration sind die Trockenstein-Terrassen der Weingärten als unverzichtbares Landschaftselement für die Auszeichnung genannt.

Forstgesetz

Sobald Bäume auf land- wirtschaftlichen Grundstücken drei Meter hoch sind und die Hälfte der Fläche in der Drauf- sicht von den Kronen bedeckt ist, gilt solch eine Parzelle automatisch als Waldfläche gewidmet. Für die Rekultivierung ist ein Rodungsverfahren nötig.

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