Klimaschutz und Bahn-Verkürzung

Waidhofener Klimaprotest hat Verkürzung der Citybahn zu einem Hauptthema auserkoren
Waidhofen an der Ybbs: Bahnfreunde wollen für heuer geplante Halbierung der Citybahn um drei Jahre verschieben

Wie passt das zusammen?

Eine gewünschte neue klimaverträgliche Mobilität mit weniger Autos in der Stadt, wobei trotzdem die innerstädtische stadtbahnähnliche Citybahnstrecke halbiert wird. Diese Frage muss sich Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) derzeit oft gefallen lassen. Im vergangenen Dezember setzten im Zuge der Waidhofener Klimaproteste bereits 150 Aktivisten ihre Stimmen für die Citybahn ein. Kommenden Samstag, wenn in Waidhofen die letzte von zwölf geplanten Klima-Demonstrationen steigt, wird erneut der Erhalt der Citybahn ein großes Thema werden.

Klimaschutz und Bahn-Verkürzung

Citybahn soll nur mehr bis Jahresende bis Gstadt fahren

Stadtchef Krammer hält konsequent an den Abmachungen mit dem Citybahn-Betreiber NÖVOG fest. Er wird nicht müde, die Verkürzung der Strecke als Fortschritt für das städtische Verkehrsgefüge zu beschreiben. So auch in einem offenen Brief, der als Antwort an eine Hundertschaft gedacht war, die persönlich schriftlich im Rathaus um einen dreijährigen Aufschub der Bahnverkürzung ansuchte.

Forderung

In Zeiten des Klimawandels müsse dem Bahnverkehr absoluter Vorrang gegeben werden, lautet die Hauptforderung der Bahnbefürworter. „Wir haben diesen Schritt ja genau durchleuchtet“, versichert Krammer im KURIER-Gespräch. Ab Ende 2020 werde die Citybahn zwar nur mehr auf halber Strecke, allerdings im Halbstundentakt doppelt so oft wie jetzt durch die Stadt fahren. So sieht der Stadtchef die Chance auf noch mehr Fahrgäste. 2018 wurden 200.000 Gäste auf der Schmalspurbahn transportiert. Zwei zusätzliche Haltestellen sollen die Stadtbahn zudem attraktiver machen.

Krammer sieht noch zwei weitere Vorteile im Deal mit der NÖVOG. „Wir können die frei werdende Trasse nutzen, um endlich eine vernünftige Radverbindung in den Süden anzulegen“, erklärt er. Außerdem wird für die ohnehin an Baugrundmangel leidende Stadt Betriebsgrund frei, der derzeit von der Bahn noch durchschnitten wird.

Krammer wird beim Verkürzungsplan durch einen Gemeinderatsbeschluss gedeckt. Völlig konträr zu den Bahnbefürwortern ist seine Bewertung der Busse der Mostviertellinie. Die pendeln tagtäglich auf der Ybbstalbundesstraße parallel mit der Bahn in Waidhofen ein und aus.

CO2-Ausstoß

Würde man die Menschen nur mit der Bahn transportieren, könnten pro Jahr 2,6 Tonnen eingespart werden, argumentieren die Klimaschützer. Krammer verweist darauf dass auf der Citybahn noch immer Dieselloks im Einsatz stehen, „und ein öffentlicher Verkehr der direkt nebeneinander fährt, kann wohl auch nicht das Richtige sein. „Außerdem werden wir uns die Optimierung der Busverbindungen in der ganzen Region noch genau ansehen“, verspricht er.

Um die Verkürzungspläne zu verwirklichen, muss der jetzige Endbahnhof von Gstadt zweieinhalb Kilometer stadteinwärts in den Stadtteil Voglsang verlegt werden. Anrainer äußerten bereits Bedenken. „Die werden wir auch ernst nehmen“, sagt der Stadtchef. Vor allem das Pfeifen der halbstündig durch die Stadt ratternden Züge bei drei Bahnübergängen soll abgestellt werden. „Ich bin zuversichtlich, dass es eine Lösung gibt. Werden die Übergänge technisch gesichert, ist das Pfeifen nicht mehr notwendig“, sagte Krammer, vor einer Besprechung bei der NÖVOG, die am gestrigen Freitag stattfand.

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