Bereits im Frühjahr hat die Stadt den Projektträgern der ÖBB den Plan unterbreitet, den Parkplatz nicht mit einer dicken Asphaltschicht zu versiegeln. Stattdessen hat ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger darauf gedrängt, dass die 9.000 Quadratmeter mit einer „klimafitten Oberflächengestaltung“ versickerungsfähig bleiben und begrünte Flächen dazu kommen. „All unsere Vorschläge wurden aber seitens der ÖBB leider nicht aufgegriffen und dahingehend argumentiert, dass die Asphaltierung den technischen Vorgaben entspricht“, schildert Schneeberger gegenüber dem KURIER.
Post für die Ministerin
Damit hat man sich im Rathaus aber nicht abspeisen lassen und sich im Juni mit einem Brief an die Umweltministerin gewandt. Denn: „Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, die technischen Vorgaben der ÖBB auf einen zeit- und zukunftsgemäßen Standard anzuheben“, erklärt der Bürgermeister.
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Die Absage aus dem Ministerium kam jedoch postwendend. Die ÖBB sei zwar bemüht, Bauvorhaben auf ihre ökologische Verträglichkeit hin zu optimieren, beim gegenständlichen Projekt sei der Bau jedoch schon so fortgeschritten, dass eine Abänderung das Projekt verzögere und Mehrkosten anfallen würden.
Außerdem würde jeder Eingriff auch die Ausstellung eines Abänderungsbescheides notwendig machen. „Weder das eine noch das andere ist zielführend, da die ÖBB die ohnehin angespannte Parkplatz-Situation am Wiener Neustädter Hauptbahnhof so rasch wie möglich entspannen wollen“, argumentiert Umweltministerin Gewessler in dem Schreiben.
Schneeberger ist von der „fehlenden Flexibilität“ des Ministeriums enttäuscht. „Gerade als Umwelt- und Klimaschutzministerin lässt Leonore Gewessler damit eine Möglichkeit verstreichen, mit einem zukunftsweisenden Projekt mehr als nur ein Zeichen zu setzen“, ist die Absage für den Bürgermeister nicht nachvollziehbar.
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Die vom Klimaschutzministerium genannten Gründe würden die Stadt nicht über die „vergebene Chance“ hinweg trösten. Wie gegenüber der Stadt erklärt wird, seien bei dem ÖBB-Parkplatzprojekt aber ohnedies „eine Vielzahl von ökologischen Maßnahmen“ gesetzt worden.
Niederschlag versickert
Ein Großteil des Niederschlags könne auf begrünten Mulden auf der Außenanlage ins Erdreich versickern. Damit sei die Situation besser als mit dem Parkdeck zuvor, so die Argumentation. Das Pflanzen von Bäumen trage außerdem zu einer Verbesserung des Mikroklimas bei. Die Hälfte der Parkdeck-Überdachung werde zudem als ökologisches Gründach ausgeführt, die andere Hälfte wird mit einer Photovoltaikanlage versehen.
Unbeirrt von der Absage wird weiter an der Grünraum-Strategie in Wiener Neustadt gefeilt. Dass man im Städtevergleich des Umweltbundesamtes mit einem Bodenverbrauch von 583 Quadratmetern verbauter Fläche pro Einwohner die meist verbaute Stadt ist, lassen die Stadtverantwortlichen so nicht gelten.
Denn auch der Trockenrasen und das Natura-2000-Schutzgebiet des Militärflugplatzes (sechs Prozent der Stadtfläche) zählen wegen der Widmung als „Verkehrsfläche“ zum verbauten Gebiet. Im Gemeinderat Ende September werde die Bodenbilanz mit einer Umwidmung auf Grünland daher richtiggestellt, heißt es dazu aus dem Rathaus.
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