Kleines Kaffeehaus mit großem Herz
Man ist noch gar nicht mit beiden Beinen im Café, da ruft einem schon jemand ein fröhliches "Guten Morgen" entgegen. Nicht so eines, das man als Morgenmuffel vielleicht zu überschwänglich findet, sondern eines, das einem schon in der Früh ein gutes Gefühl für den Tag beschert.
"Wir wollen, dass sich die Menschen bei uns echt wohlfühlen", sagt Doris Karl. Gemeinsam mit ihrer Freundin Linda Giese hat sie voriges Jahr das kleine Deli-Café MOYOme in der Oberen Landstraße in Krems eröffnet. "Moyo" ist Swahili und bedeutet "Seele". Und die hat das Café. Gleich beim Eingang ist die offene Schank platziert. Dort bestellt man seinen Kaffee (ausgezeichnet, von Felix-Kaffee, und auch zum Mitnehmen) oder einen "Schoko-Wahnsinn" (ein Schoko-Schoko-Schoko-Kuchen). An den Wänden im MOYOme hängen Bilderrahmen (siehe Bericht unten), für die Gäste stehen riesige Tische bereit. "Die Gäste sollen sich zusammensetzen und plaudern", sagen Doris und Linda.
Herzenswunsch
Die Idee, ein Café zu eröffnen, ging Doris und Linda schon länger durch den Kopf. Doris, die als Wirtshauskind eigentlich nicht in die Gastronomie gehen wollte, arbeitete zuletzt im Marketing, Linda arbeitete als Physiotherapeutin. Doch die "Glut" für das Café, sagen die beiden, war immer da. "Irgendwann wurde die Glut zum Feuer. Und das Feuer in der Brust war nicht mehr zu löschen", sagt Doris. "Das war einfach unser Herzenswunsch", sagen sie. Die beiden haben ein Konzept ausgearbeitet, einen Businessplan erstellt und im August 2013 ihr Lokal eröffnet. Das ist Montag bis Freitag von 8 bis 18, Samstag bis 15.30 Uhr geöffnet. Frühstück gibt’s den ganzen Tag. Und das ist gut so. Der Hummus (beim orientalischen Frühstück) ist herrlich. Ebenso das Shakshuka (ein nordafrikanisches Eiergericht mit Tomaten-Paprika-Ragout), das es wahlweise auch mit Wachauer Schinkenspeck gibt. Zu Mittag gibt’s orientalische Suppen, Currys und Eintöpfe. Serviert wird das alles in hübschem Geschirr aus Marokko, das man auch kaufen darf, wenn man nett fragt.
Die weißen Wände im MOYOme zieren bunte Bilderrahmen. In der Mitte ein großer Druck von Nelson Mandela. Im Wandregal daneben stehen gemusterte Polster, hübsches Geschirr, Espadrillos, Schmuck und Taschen aus Afrika. Es sind nicht "irgendwelche Dekoelemente", die Doris Karl und Linda Giese in ihrem Café verkaufen, sondern "originelle Mitbringsel zum Freude Schenken."
Lindas Mann Thomas Giese importiert die Ware direkt aus Lindas Heimat Südafrika. Die Bilderrahmen etwa sind Unikate aus natürlich gealtertem Holz, recycelt aus bis zu 120 Jahre alten Fenstern, Türen und Fußböden. Die Taschen für Laptops und Tablets wurden aus recycelten Zementsäcken in Südafrika und Botswana gefertigt. Die Perlen für den Schmuck sind aus wiederverwertetem Papier.
Es geht ihnen um Nachhaltigkeit. So gut es geht, versuchen Linda Giese und Doris Karl im MOYOme regionale Produkte zu verwenden. Deshalb kaufen sie bei Produzenten aus der Umgebung ein. Die Milch kommt aus St. Pölten, der Fisch, der verarbeitet wird, aus Traismauer (Bezirk St. Pölten).
Verkauft wird im MOYOme auch sogenannter "ChariTea" – das ist ungesüßter Bio-Tee aus fairem Handel. Die verschiedenen Sorten sind in Glasflaschen erhältlich. Mit jeder verkauften Flasche ChariTea werden Sozialprojekte in Südafrika, Sri Lanka und Paraguay unterstützt. Zur ChariTea-Aktion gehören auch die Limonaden von "LemonAid". Auch mit deren Verkauf werden Entwicklungshilfeprojekte unterstützt.
Linda und Doris versuchen aber auch, direkt in der Region Gutes zu tun. In der Fastenzeit haben sie beispielsweise von jedem Flat-White-Cappuccino, der im MOYOme verkauft wurde, 30 Cent an das Coffee-To-Help-Projekt der Caritas gespendet. Im Zuge der Ice Bucket Challenge haben Doris und Linda gemeinsam mit ihren Gästen 300 Euro für Lisa gesammelt. Lisa ist seit sechs Jahren in Österreich und verdient sich ihr Geld als Augustin-Verkäuferin in Krems. Die Zeit in den Asylheimen war schwer für sie. Mit dem Geld wurde ihr jetzt ein Deutschkurs finanziert.
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