Kirchen abgefackelt: Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren ein

In der Klosterkirche der Franziskanerinnen in Amstetten enstand durch die Brandstiftung massiver Sachschaden
Die Anschläge auf drei Kirchen in Amstetten jähren sich zum zehnten Mal. Trotz eines Verdächtigen ist die Suppe für eine Anklage zu dünn.

In wenigen Tagen jährt sich der Brandanschlag auf drei Gotteshäuser in Amstetten zum zehnten Mal. Obwohl es einen konkreten Tatverdacht gibt und es im Sommer in dem spektakulären Fall sogar zu einer Festnahme gekommen ist, hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten den Akt nun überraschenderweise für immer geschlossen, bestätigt Sprecher Leopold Bien auf Anfrage des KURIER. Das Verfahren ist aus Mangel an Beweisen „eingestellt“. Die Kirchenbrände gehen damit als ungeklärter Fall in die Kriminalgeschichte ein.

Nach Jahren hatte ein neuerlicher Fahndungsaufruf im vergangenen Sommer Bewegung in die Sache gebracht. Brandermittler des nö. Landeskriminalamtes waren mit dem alten Phantombild, welches nach den Bränden 2012 angefertigt worden war, noch einmal an die Öffentlichkeit gegangen. Mit Erfolg: Ein neuer Zeuge hatte sich gemeldet und den Kriminalisten einen Tatverdächtigen geliefert. Es handelte sich um dieselbe Person, die bereits unmittelbar nach den Brandanschlägen ins Visier der Polizei geraten war.

Augenzeugen

Mehrere Augenzeugen hatten damals den heute knapp 30-jährigen Mann an allen drei Tatorten gesehen. Zwar nicht zündelnd, dafür aber im tatrelevanten Zeitraum immer an den jeweiligen Adressen.

Auch ein mögliches Motiv wollten die Ermittler heraus gefunden haben. Eine nahe Angehörige des damals knapp 20-Jährigen war wenige Tage vor den Bränden in einer der Kirchen nach ihrem Tod eingesegnet worden. Es lag damals die Vermutung nahe, dass dieses Ereignis der Auslöser für die Verzweiflungstat gewesen sein könnte.

Kirchen abgefackelt: Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren ein

Aufgrund einer neuen Aussage wurde der Niederösterreicher im vergangenen Juni mit einem Haftbefehl der Staatsanwaltschaft St. Pölten an einer Adresse in Wien festgenommen. Wenige Tage später wurde er unter strengen Auflagen „aus gelinderen Mitteln wieder enthaftet“, erklärt Bien. Obwohl der Zeuge ihn eindeutig belastet, ist für die Staatsanwaltschaft die Suppe für eine Anklage zu dünn. Die Beweislage habe sich nicht wesentlich geändert. Daher wurde von einer weiteren Strafverfolgung Abstand genommen. Nach zehn Jahren ist der Akt damit geschlossen, erklärt Bien.

Heiliger Abend

Der Tag vor dem Heiligen Abend 2012 ist in Amstetten jedenfalls in die Stadtgeschichte eingegangen. Der Brandstifter hatte nacheinander während der Weihnachtsfeierlichkeiten in drei Kirchen Feuer gelegt.

In der Stadtpfarrkirche St. Stephan wurde gerade ein Gottesdienst gefeiert, als plötzlich eine Erntekrone in Brand stand. In der Klosterkirche der Franziskanerinnen richtete das Feuer einen Millionenschaden an und in der Herz-Jesu-Kirche erlosch das Feuer während der Heiligen Messe von selbst.

Kommentare