Keine Berührungsängste: Zwettl bekommt eine Begegnungszone

Keine Berührungsängste: Zwettl bekommt eine Begegnungszone
Als erste Stadt im Waldviertel schafft man eine Begegnungszone. Die Kosten liegen bei 580.000 Euro.

Es startete mit einem Versuch: Nachdem durch die Umfahrung Zwettl nun weniger Fahrzeuge durch die Innenstadt rollen, wurde im Juni 2019 die Ampel bei der Kreuzung Landstraße-Postberg abgeschaltet. Es war ein Versuch, der funktionierte und so wurde die Ampel schließlich abmontiert. Nun kommt es genau in jenem Bereich zu einer weiteren massiven Veränderung für die Verkehrsteilnehmer – nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer. Ein Teil der Landstraße (von Nummer 11 bis 28) sowie bei der Kreuzung Richtung Hamerlingstraße (bis zum Reisebüro Kerschbaum) wird zur Begegnungszone. Das bedeutet, dass sich alle Verkehrsteilnehmer hier gleichberechtigt bewegen dürfen, also die Fahrbahn gleichzeitig nutzen können. Für die Fahrzeuge gilt ein Tempolimit von 20 km/h.

Für manch einen mag es so wirken, als seien Autofahrer und Co. hier nicht willkommen, doch das entkräftet Zwettls Bürgermeister Franz Mold: „Alle Stellplätze bleiben erhalten. Es ist kein Versuch die Autos zu verbannen, wir wollen damit die Raumattraktivität erhöhen, mit dem Ziel die Innenstadt am Leben zu erhalten.“

 

Keine Berührungsängste: Zwettl bekommt eine Begegnungszone

Bürgermeister Franz Mold möchte mit der Begegnungszone die "Raumattraktivität erhöhen".

Und das ist der Stadt sehr viel wert: 400.000 Euro werden dafür in die Hand genommen. Weitere 180.000 Euro kommen vom Land NÖ. Die baulichen Maßnahmen umfassen die Erneuerung des Straßenbelags, eine Abflachung der Gehsteige auf Straßenniveau, wodurch Barrierefreiheit erreicht wird, die Pflasterung der Parkstellflächen und dazwischen „wird es viel grüner“. Ein genaues Konzept für die gestalterische Umsetzung komme in den nächsten Wochen. Außerdem wird eine neue Straßenbeleuchtung installiert.

Umbauarbeiten im Herbst abgeschlossen

Die wohl bekannteste Begegnungszone Österreichs ist die Wiener Mariahilfer Straße. Sie hat viele Kritiker und Skeptiker auf den Plan gerufen, nun ist die Zwettler Landstraße aber nicht die Mariahilfer Straße.

Die Begegnungszone für den rund 150 Meter langen Straßenabschnitt wurde im Dezember im Gemeinderat einstimmig beschlossen. „Die Anrainer haben das Projekt alle durchwegs positiv angenommen, manche sind zwar etwas kritischer, es gab aber niemanden, der dagegen war oder ist“, betont Mold. Und das, obwohl vor allem während der Umbaumaßnahmen – der Baustart ist mit 30. März geplant – Einschränkungen auf sie zukommen. So müssen etwa Gastronomiebetriebe entlang der Begegnungszone und am Dreifaltigkeitsplatz auf ihre Schanigärten bis voraussichtlich Ende Mai oder sogar Juni verzichten.

Langfristig sollten aber vor allem die Gewerbetreibenden davon profitieren, denn: „Einkaufen in der Stadt soll ein Erlebnis sein“, die Begegnungszone die Frequenz in der Innenstadt erhöhen, so mold. Im Herbst soll der Umbau abgeschlossen sein.

Hoffnung für die Innenstadt

In der Zwettler Innenstadt hat sich im vergangenen Jahr einiges getan. In der Hamerlingstraße etwa, wo es immer mehr staubige, verwaiste Auslagen gab, haben sich  im Vorjahr gleich zwei Start-Ups angesiedelt – das Hundetraining „mach.bar“ und das nachhaltige Bekleidungsgeschäft  „recognize w4“. Außerdem wird demnächst in der ehemaligen „Weinbar“ und dem späteren „Kult“ ein Lokal mit syrischer Küche eröffnen. „Ich bin im Moment sehr optimistisch“, kommentiert Bürgermeister Franz Mold die Entwicklungen. 
Erfreut zeigt er sich auch über den Umstand, dass im Sommer eine neue Buchhandlung in der Landstraße eröffnet. Und auch für die leer stehende Geschäftsfläche der ehemaligen Billa-Filiale in der Landstraße gibt es laut Bürgermeister Interessenten. Das gibt Hoffnung,   dass auch dort in naher Zukunft wieder geschäftiges Treiben herrscht. 

Kommentare