Den Naturfreunden schweben im Prinzip zwei Alternativen zum Weg entlang der Bundesstraße vor. Einerseits könne der Fußweg von Kaiserbrunn über Wiese und Uferlandschaft zur Schwarza und dann über eine noch zu errichtende Brücke und einen Wanderweg weiter bis zum Weichtalhaus (der Naturfreunde) geführt werden. Diese Variante würde rund 300.000 Euro inklusive Brücke kosten, schätzt man.
Und zum anderen sei eine Galerie – ein Stegbauwerk aus Metall – denkbar, die entlang des felsigen Schwarza-Ufers und unter der Bundesstraße hindurch führen könnte. Hier würden die Kosten rund 400.000 Euro betragen.
In beiden Fällen stünden die Naturfreunde als Projektträger zur Verfügung – wodurch die Hälfte des Vorhabens durch EU-Fördermittel finanziert werden könnte. Weitere zehn Prozent wollen die Naturfreunde aus ihrem Budget beisteuern. Für den Rest müssten Investoren gefunden werden. Adressaten seien die Gemeinde Reichenau, der Tourismusverband, das Land NÖ – sowie die Stadt Wien als Grundeigentümerin, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Ungeliebter Schotterweg
Mit einer dritten Variante hätten die Naturfreunde dagegen gar keine Freude. Denn auch ein Schotterweg entlang der Straße wäre eine Option – mit rund 220.000 Euro Errichtungskosten noch dazu die günstigste. "Die wäre der Stadt Wien am liebsten", glaubt man bei der Wandererlobby. Als Projektträger stehe man in diesem Fall aber nicht zur Verfügung, stellen sowohl die niederösterreichischen als auch die ebenfalls beteiligten Wiener Naturfreunde klar.
Um EU-Förderungen zu lukrieren, sei jedoch ein Projektträger notwendig, betont Martin Rohl von der EU-Leaderregion NÖ-Süd: "Wir stehen Gewehr bei Fuß, wenn es ein förderungswürdiges Projekt gibt." Außerdem dränge die Zeit: Bis Mai müsste eingereicht werden, um noch in die auslaufende Förderperiode zu fallen.
Für Wien sei sekundär, welche der drei Varianten realisiert werde, sagt indes Forstdirektor Andreas Januskovecz. Voraussetzungen für eine Zustimmung der Stadt seien bloß zwei Punkte: "Zum einen brauchen wir einen Vertrag, der klar macht, wer auf Lebensdauer des Projekts dessen Finanzierung übernimmt. Und zum anderen wollen wir ein Projekt für das gesamte Höllental – also einen Wanderweg über das Weichtalhaus hinaus bis zur Singerin (ein bekannter Standort im Höllental; Anm.). Aus Sicherheitsgründen wollen wir die Wanderer von der Bundesstraße wegbringen."
Die Abschnitte von Kaiserbrunn zum Weichtalhaus und von dort bis zur Singerin könnten auch von zwei Projektträgern verantwortet werden.
Klar sei aber: "Die Kosten können nicht an der Stadt Wien hängen bleiben."
Dass bei Gesprächen mit den Naturfreunden der Eindruck entstand, die Stadt bevorzuge die günstigste Variante, erklärt Januskovecz so: "Natürlich wäre eine Brücke attraktiv, aber Herstellung und Instandhaltung kosten immens viel und würden 80 bis 90 Prozent der Finanzmittel verschlingen. Ohne Brücke wäre das Projekt leistbarer. Die Stegvariante wäre sogar noch teurer." Zudem seien die EU-Förderzusagen alles andere als sicher. Und da Wien den Wanderweg als Attraktion nicht benötige, stehe man auch nicht als Projektträger zur Verfügung.
Man sei aber gesprächsbereit. Werden der Stadt ausfinanzierte Projekte vorgeschlagen, sehe man weiter, so der Forstdirektor.
Beim Tourismusverband Wiener Alpen ist man ebenfalls an einer sinnvollen Lösung interessiert, betont Geschäftsführer Markus Fürst – "wir brauchen eine Lösung, die eine touristische Wertigkeit hat".
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