Kebabspieß ade: Türke greift lieber zur Mistgabel

Anstatt Kebab zu verkaufen, steht Nihat Özay jetzt im Stall.
Nihat Özay gibt seine Imbissstände in Wien auf, um Vollerwerbsbauer zu werden.

"Die Schuhe bitte ausziehen, hier stehen Hausschuhe", sagt Nihat Özay, als er die Tür seines Hauses in Laaben bei Neulengbach (Bezirk St. Pölten-Land) aufmacht. In der Küche steht ein großer Esstisch. Seine beiden Söhne und sein Schwager sitzen am Tisch, trinken Tee. Typisch türkisch: schwarz, in kleinen Gläsern, mit viel Zucker.

Das Heißgetränk ist aber schon das Einzige, das Nihat Özay noch mit seinem Herkunftsland – der Türkei – verbindet. "Ich bin ein richtiger Österreicher. In der Türkei halt’ ich es nicht mehr länger als zwei Wochen aus", sagt er. Richtiger Österreicher ist er nicht nur in seiner Einstellung, sondern auch offiziell: 2003 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft.

Zum Arbeiten nach Wien

Mit 19 Jahren ist der heute 46-Jährige nach Österreich gekommen. "Zwei Onkel lebten bereits in Wien. Ich habe Arbeit gesucht, also bin ich auch nach Wien gezogen." Das war 1989. In den kommenden Jahren folgten diverse Jobs, wie etwa Abwäscher. Zuletzt betrieb Özay zwei Kebabstände in Wien. Doch damit hatte er noch immer nicht seine Berufung gefunden, denn: "Ich stamme aus einem kleinen Dorf, bin auf dem Land aufgewachsen. Es war schon immer mein Traum, Bauer zu werden."

Den Traum hat er sich nun mit dem Kauf des Bauernhofes nun erfüllt. "Einen Kebabstand habe ich bereits verpachtet, den zweiten will ich auch demnächst", erklärt Özay. Nun wohnt er gemeinsam mit seiner Frau und seinen fünf Kindern auf dem Hof in Laaben. Am Ortsrand steht das Haus mitsamt einem großen Stall für das Vieh. "Wir fühlen uns sehr wohl. Die Kinder gehen alle hier zur Schule. Wir haben uns schon eingelebt."

Anstatt zum Kebabspieß greift er jetzt zur Mistgabel. 30 Milchkühe und Hühner hat er derzeit am Hof. Die Tiere halten ihn und seine Familie zwar auf Trab, davon leben können sie aber nicht. "Es ist sehr schwer. Daher möchte ich noch einen Schlachthof bauen, um Fleisch verkaufen zu können."

Der Wandel des gebürtigen Türken sorgt bei der Landwirtschaftskammer NÖ für Erstaunen: "Das kommt eigentlich nie vor. Türkischstämmige Bauern sind sehr, sehr selten in Niederösterreich."

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